22.01.2007

Freundschaftsblogg

Neulich bekam ich von einem …Mensch in einem Onlinespiel mitgeteilt, daß ich ja anscheinend keine Freunde hätte, die mir „ingame“ also innerhalb des Spiels helfen würden.

Nun stellte sich mir spontan die Frage, wo dieser Mensch seine Definitionsgrenzen von Freundschaft setzt.

Als Freund würde ich zum Beispiel nur einen Menschen bezeichnen, den ich nachts um 3 Uhr anrufen kann wenn ich auf der Autobahn liegen geblieben bin. Oder dem ich bedingungslos vertrauen kann. Meine Frau zum Beispiel ist mein bester Freund. Neben meinem besten Freund aus Schultagen. Das sind nun 2 Personen, die ich als FREUND bezeichnen würde.

Personen die einem Pixelkonstrukt zu noch mehr Pixeln verhelfen sind nett. Aber es wäre vermessen sie als Freunde zu bezeichnen. Das sind Personen mit denen man sich super versteht, die man gut leiden kann und mit denen man auf ein gemeinsames Ziel hinarbeitet. Mit meinen Kollegen würde ich so etwas Arbeitsgemeinschaft bezeichnen.

Vielleicht fehlte es ihm einfach nur an Erfahrung, dass eine Gemeinschaft, die sich zur Erlangung eines gemeinsamen Ziels zusammen schließt, in der Wirtschaft als Arbeitsgemeinschaft bezeichnet wird. In seinem speziellen Fall dann das bäuerliche Äquivalent. Eine Genossenschaft. ER hat halt noch nicht verstanden, daß er schon auf das Arbeitsleben vorbereitet wird.

Zum Aufbau einer freundschaftlichen Beziehung fehlt für mein persönliches Dafürhalten schon einmal ein wesentlicher Faktor. Leibliche Nähe.

Die meisten Onlinepersonen befinden sich Kilometerweit voneinander entfernt. Der eine wohnt in Hamburg der andere in Graz. Als Beispiel. Bei solchen Entfernungen bildet sich keine Freundschaft, höchstens eine freundschaftliche Bekanntschaft. Hinzu kommt das anonyme Internet. Meistens kennt man die Person doch nur …in der virtuellen Umgebung. Evtl. weiß man noch, wie sie mit Vornamen heißt. Ob ein Partner vorhanden ist oder nicht.

Apropos Partner. Machen sie sich mal den Spaß und loggen sich einen weiblichen Avatar ein. Wenn sie sich dann noch weiblich verhalten, können sie die Abgründe des männlichen Balzverhaltens ausloten. Und sie werden überrascht sein, wie tief Männchen sinken können.

Zurück zu den Onlinefreundschaften. Vielleicht bin ich einfach nur spießig, aber ich kann online höchstens eine gute Bekanntschaft ausbilden. Weil mir, wie schon getippt, die körperliche Nähe fehlt. Ich muß dem Menschen mit dem ich mich unterhalte und zu dem ich eine „Freundschaft“ aufbauen will, in die Augen schauen können. Seine Stimme in natura hören und seine Mimik sehen können. Dann kann ich sagen, daß ich zu diesem Menschen eine freundschaftliche Beziehung aufgebaut habe. WEIL ES EINE PERSÖNLICHE BEZIEHUNG FÜR MICH IST.

Vielleicht ist es bei den Jugendlichen anders heutzutage. Vielleicht vermissen sie so etwas nicht. Wäre ich abgrundtief böse würde ich behaupten, daß die meisten Onlinespieler in dunklen Zellen vegetieren. Bin ich aber nicht. Die meisten werden halt nur ruhig gestellt mit dem PC, damit sie die ohnehin fehlende menschliche Nähe ihrer Elternteile nicht vermissen können.

Erziehung ist ja so ein Thema mit dem ich mich so langsam befassen muß. Bei mir würd das zum Beispiel, damit anfangen, daß meine Tochter in der Bäckerei nicht: „10 Brötchen! „ sagt, sondern: "Ich hätte gerne 10 Brötchen, bitte."

Wenn ich die Kids heutzutage sehe, dann geht mir die Hutschnur hoch. Wir haben da zum Beispiel einen Bäcker. Laut Feinschmecker einer der besten Bäcker Deutschlands…nur so am Rande.

Dort schlägt nun morgens auch ein etwas rundlicherer Junge auf, der erstens keine Geduld hat, und zweitens keine Manieren. Da wird schon mal vorgedrängelt oder unruhig lamentiert. Die Eltern dieses….Arschlochkindes würde ich gerne mal kennenlernen. Genau wie ich die Eltern des Kindes gerne kennlernen würde die neulich eine Ladung Wasser abbekommen haben. Im Chinarestaurant. Der Junge hatte vorher das Wasser eines älteren Herrn umgeschüttet, weil er sich, antiautoritärer Erziehung sei Dank ja frei im Restaurant bewegt hatte und rumtollte, sich also frei entfalten sollte.

Auf die Reaktion der Eltern: „Wieso regen sie sich so auf, ist doch nur Wasser“ die ihm das Wasser ersetzten, reagiert der Herr sehr gelassen. Er stand auf, nahm das neue Glas Wasser und schüttete es der Mutter des Balgs über die Frisur. Sie sollte sich aber bitte nicht aufregen, auch seine Eltern hätten die freie Entfaltung ihres Sohnes immer gefördert und für gut gehalten.

Wir bewegen uns auf den Individualismus -GAU zu. Da wird die eigene Entwicklung über das Wohl der anderen gestellt. McKinsey sei Dank ist die Optimierung der Lebensabläufe mittlerweile das höchste Gebot. Ohne Rücksicht auf die Allgemeinheit. Das fängt bei den Blagen an und hört bei Oma auf, die sich nicht um ihren Enkel kümmern kann, weil sie gerade ihr Wellfleisch an der Algarve abhängen läßt. Wenn es Oma denn noch kann und nicht abhängig ist von den Pflegern im Altenheime. Weil ihre Kinder sie weggesteckt haben, um die persönliche Entfaltung nicht zu unterbrechen mit Altenpflege.

Heute zum Beispiel beklagte sich eine Bäckereifachverkäuferin, darüber, daß die Witwenrente nicht mehr fortgezahlt wird. Das Frau ja praktisch damit gezwungen wird mitzuarbeiten. Ich haderte mit mir selbst ob ich sie an den Wundern des Generationenvertrages teilhaben lassen soll. Oder daran, daß Frauen die heutzutage Witwenrente kassieren, in der Regel auch 5 Kinder groß gezogen haben. Trotz Krieg/Nachkrieg und wo man sonst noch nichts hatte. Frau von heute bekommt halt keine Witwenrente mehr, weil Frau von heute nur noch maximal ein Kind großzieht. Liebe Bäckereifachverkäuferinnen dieses Landes (ich weiß es wird keine diesen Blog lesen, weil er nicht mit Bild der Frau beginnt, aber ich mach es trotzdem): Dann werft und euch wird geholfen. Aber während der guten Jahre schön einen auf Solariumtussi machen und Spaß haben, vereinbart sich nun mal nicht mit gesichertem Ruhestand von Vater Staat. Ich beließ es dann mit der Bestellung meiner Teigwaren und wollte keine Perlen vor dumme Säue werfen.

Wie kann man also dem gegen steuern? Ich habe da meinen kleinen Weg gefunden. Ich achte beim Parken zum Beispiel darauf, daß Fußgänger dran vorbei gelangen, oder daß ein zweiter Autofahrer sich auch noch abstellen kann.
Kleinigkeiten wie ein Lächeln und eine Tür aufhalten. Dauert zwar aber irgendwann fühlt man sich gut. Halt auch mal wieder an andere denken.