21.02.2007

Mit Elisa allein zuhaus.....


Tagebuch eines Vaterschaftsurlaubs

So, Tag 1 ist fast geschafft. Ich habe es gemeistert. Nachdem der Mensch das Feuer, die Waffe, Vera am Mittag erfunden hat habe ich nun eine weitere Stufe erklommen.

Ich kann mich nahtlos mit Amundsen und Magellan messen. Denn ich habe Neuland bestritten.

Die unbekannte Welt der Pampers und Krabbelgruppen ist nun mein! MEIN GANZ ALLEIN! HAHAHAHA ICH HABE DIE FLASCHE GEMACHT!!

So ähnlich muss sich der Portugiese gefühlt haben, als er den von Indianern eingenässten Strand einer Karibikinsel geknutscht hat. Wobei der Vergleich nicht hinkt. Bin ja froh, dass ich ein Mädchen habe. Wenn ich mir vorstelle, so einen kleinen gelben Wohnzimmerspringbrunnen zu haben….danke, muss nicht wirklich sein. Außerdem machen nur Jungs Jungen. MÄNNER machen Mädchen.

Eine völlig andersartige Welt. Tauchen sie mit mir ein in Pampersgrößen, Milchersatzpulver (auch dieser Körperteil meiner Frau ist wieder MEIN GANZ ALLEIN, muahahah).Apropos Titten.

Als einziger Mann in einer PEKIP (Prager-Eltern-Kind-Programm)-Gruppe, fragen sie mich nicht warum das so heißt, sind sie Hahn im Korb, sorgen für errötende Mütter und dürfen ungeniert auf dicke Hupen starren.

Mit diebischem Vergnügen schaue ich immer betreten, wenn die Vortänzerin nur Mütter nennt. GLEICHBERECHTIGUNG, BABY!! Gleiches Recht für alle, Alice Schwarzer. Herzlichsten Glückwunsch zum Geburtstag übrigens. Hatte die eigentlich einen Mann? Oder war sie nicht hetero orientiert. Egal. Schlagen sie die Emanzipation mit ihren eigenen Waffen. Nehmen sie Vaterschaftsurlaub direkt nach der Geburt. So schnell können sie gar nicht schauen, wie ihre Frau wieder heim zu Kind/Küche/Klüngelklamotten will.

Mit sehnsüchtigem Blick kommt mein Weib schnellstmöglich nach Hause, nur um mir die Kleine aus den Händen zu reißen. Wunderbar. Zwei Frauen ganz in meiner Hand.

Tag irgendwas…..

Mein Biopiercing (Ringe unter den Augen) wächst, aber ich werde nicht kapitulieren. Als Mann sind Sie ja mal so was von allein in der großen Welt der Babybetreuung, dass glaubt Mann gar nicht. In der Krabbelgruppe dachte ich, auf Tipps und Anregungen zu stoßen, aber ich entwickele gerade eine Theorie der Stilldemenz.

Sozusagen den Gehirnausfluss mit der Muttermilch. Je mehr Brustmasse - desto weniger Gehirnmasse.

Die Frauen wirken wie frisch entlassen nach einer Lobotomie. Mit Entsetzen starre ich manchmal hilfesuchend die Vortanzeuse an, die aber auch nur wissend schmunzelt.

Da ist zum Beispiel die Mutter von Myrna. Toller Name übrigens. Möchte bitte in 10 Jahren noch mal die Kleine sehen. Wie diese Frau es schafft zwei Kinder zu versorgen ist mir ein Rätsel.

Die beiden pseudoökologischen Mehrfachbrutmaschinen haben ja schon kapituliert. Myka (da war der Vater wohl Formel1 Fan) bekommt nun keine Stoffwindeln mehr um, sondern Pampers weil es Zeit spart.

Allerdings muss er immer noch mit seinen Eltern im Bett schlafen. Bis er Atemaussetzer hatte und einmal heraus gefallen ist. Ab dem Zeitpunkt durfte er dann an der Seite schlafen an der sein biologisch korrektes Kinderbettchen steht, damit er dann auch da rein kullern kann. HALLO?!

Den Namen des anderen Jungen habe ich schon vergessen, war seine Mutter doch nur einmal da, bis sie merkte, dass es mit 4 Kindern dann doch schwierig mit der Zeitplanung werden könnte. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass sie auch die Vorzüge der Zeitersparnis durch maschinell gefertigte Wickelmaterialien schätzen lernt.

Überhaupt scheint man noch so etwas wie ein exotisches Wesen zu sein, wenn Mann allein mit Kinderwagen unterwegs ist. Der übrigens Vollgummiluftbereifung mit Einzelradaufhängung und Schnellverschlüsse hat. Und lässt sich hydraulisch einklappen und wieder ausklappen. Nur so am Rande.

Wenn dann noch ein ganzer Kerl, dank Papi, den Wagen schiebt, passiert folgendes:

Jeder lächelt sie an. Selbst die ultracoolen Jungs schauen mit Respekt im Vorbeigehen.

Ältere Damen bleiben bewundernd stehen und wissen gar nicht wem sie zuerst huldigen sollen. Dem Papa, der da so aufopferungsvoll den Wagen schiebt, oder der hübschen Kleinen, die da mit langen Wimpern aus der Waagerechten hervorgrinst.

Apropos…ich höre gerade wie jemand seine Nahrung verlangt….bis demnächst.