17.09.2007

Gemaux zieht um

Richtig Gemaux zieht um.
Und zwar nach Wordpress. Da gefällt es dem Gemaux noch besser als hier.
Gemaux.wordpress.com ist die neue Baustelle wo die neueren Sachen demnächst stehen.

12.09.2007

Blog(haus) aus dem Baumarkt

DapajajajipiehjipiehjipiehYeeeeehh. Erkannt, oder? Richtig…Hornbach.

Oder …20% auf alles (außer Tiernahrung, was Wuffi ziemlich traurig macht). Auch richtig.

Praktiker.

Ich kenn sie alle. Ich hab sie alle durch. Und ich ertappe mich, wie ich mittlerweile in die Maschinenabteilung eines Baumarktes gehe und leise anfange zu „HrouHrouHrou“ zu machen. Dieses Tim-Allen-Grunzen aus „Hör mal wer da hämmert“

Hammerwochen bei Obi. Hab ich wen vergessen? Achja, Toom. Kann man allerdings vergessen, weil schon die Lebensmittelapotheke die Preiskeule abbekommt.

Hellweg auch. Aber wenn in einem Geschäft schon der Tchiboständer fehlt, dann ist das so, als wenn der Laden in der Todeszelle sitzt. Also vernachlässigbar. Hellweg hat die Zeichen verkannt. Zumindest bei uns. Und vom Hagebaumarkt reden wir erst gar nicht. Obwohl man da gut Fliesen kaufen kann.

Wie ich schon sagte, ich hab sie alle durch. Und ich kaufe nur beim Obi. Weil der bis 20.00 auf hat und gleich um die Ecke im neuen Industriegebiet ist. Und weil die Klamotten aus der sauerländischen Zulieferschmiede so schnell kaputt gehen.

Das ist praktisch. Allerdings auch gefährlich. Das ist wie ein angesagter Schuh- und Klamottenladen für Frauen. Malen sie sich mal aus, wo ihre Frau jeden Tag nach der Arbeit noch kurz reinschauen würde.

Gut, so schlimm ist es nicht. Ich würde nur jeden zweiten Abend dahin gehen können. Ich hätte ja jedes Mal eine Begründung im Gegensatz zu einer Frau. Ein Päckchen Schrauben hier, eine neue Kelle da. Und diese knuffige kleine Schleifmaus von Black und Decker (die mit dem nervigen Werbeslogan aus den Endsiebzigern). Brauche ich unbedingt. Ohne das geht gar nichts.

Warum ich das mache? Ach so, Entschuldigung. Meine Frau und ich, wir renovieren ein Haus. Von 1837. Kaum zu glauben, dass man so was im Ruhrgebiet noch findet, wo doch sorgsam umgepflügt wurde von Briten und Amerikanern. Das mit dem Pflügen ist auch nicht schlecht. War es doch ein ehemaliges Bauernhaus.

Gut wir renovieren nur eine Etage. Für die komplette Renovierung müssten ihre Eltern das Feld (haha) räumen. Dann könnte man komplett ausmisten. Und einmal kräftig mit der grossen Mistforke durchharken.

Aber man soll sich nicht über die Hand beschweren, die einem die Wäsche macht.
Obwohl ich das auch selber könnte. Ehrlich!!

Was man da alles findet, wenn man erst mal Wände freilegt und Deckenbalken entkleidet…..

Ich zähle bis jetzt 5 verschiedene Materialen mit denen die Wände gebaut wurden. Und ich hab noch nicht alle Wände durch.

Teilweise schaut einem Stroh und Weidenzweige entgegen, welche dann in Ziegel übergehn, gefolgt von Aschebeton, wiederum gefolgt von Beton, und von Ytong. Rongdongzong.

Wussten sie, dass man Lack sowohl abschmelzen, als auch abflexen kann? Jahaaa….bei einigen Balken hab ich sogar den Hobel angesetzt und bin mit 3cm Tiefeneinstellung immer noch nicht auf Holz gestossen.

Und erst die Installationen.

Die Küche sollte kommen (wieso eigentlich die Küche? Die Möbelschreiner die das aufbauen sollen …) und wir stellten fest, dass der Schwiegervater bei seiner ersten Renovierung vor X Jahren den Abfluss dicht gegossen hatte.

„Dat stank so, da dacht ich, mach ma dicht da, Willi, wir gehen ja wenn nur noch auf -1,80m Tiefe , bevor wir oben ausziehen und im Einwegcontainer brauchse halt keinen Küchenabfluss“-Zitat Schwiegervater.

Zu dem Zeitpunkt hatte ich schon die Außenwand auf die gefühlte oben genannte Tiefe (1,80m) freigelegt mit Spaten, Schaufel und Brechstange um den Abfluss zu erkunden. Mir war kurz nach ….aber okay.

Also ein Loch durch die Wand zum Badezimmer gebohrt und nun werden die Spülreste eben direkt durch das Badewasserabflussrohr entsorgt.

Den Bohrer musste ich natürlich samt des dazugehörenden Bohrhammers im Baumarkt kaufen gehen. Den irren gierigen Blick konnte ich noch gerade so vor meiner Frau verbergen. Hatte sie mir doch die familiäre Kredikarte gereicht.
Mittlerweile geh ich durch den Baumarkt und selbst der Kassierer, der durch einen Arbeitsunfall (dicke Narbe am Kopf) so gerade eben fehlerfrei die Ware über den Scanner ziehen kann, spricht mich mittlerweile mit Namen an. Der Geschäftsführer wedelt immer mit der Kundenkarte. “Lohnt sich ab 2500€ Jahresumsatz bei uns. Kann ja nicht mehr lange bei Ihnen dauern!“

Ja selbst der örtliche Transporterverleih (4,50€/h, 100km frei) hat mich schon fest eingetragen. Und das nur wegen 50qm Fliesen, 80Qm Rigipsplatten, 10 Sack Rotband, unzähligen Säcken Spachtelmasse und Estrich und Bündelweise Bauholz.

Mittlerweile kann ich nicht nur Bäume umhauen und neue wieder einpflanzen, Hochsitze bauen und so präparieren, dass kein Jäger hochkommt- nein mittlerweile kann ich auch als Handlanger für Elektriker, Installateure, Trockenbauer, Fliesenleger, Maurer, Fensterbauer, Schreiner fungieren. Parkett und Laminat verlegen? Kein Problem! Lampen anschließen und Stromleitungen durchmessen und verlegen? Kein Thema!

Mittlerweile glaube ich ja, dass Baumärkte nur Abenteuerspielplätze für Männer sind. Oder solche die es werden wollen. Fragte doch neulich ein deutlich eher geistig tätiger, gut situierter Herr ob er von dem 10kg Sack Elektrikergips noch was zurückbringen könnte.

10kg …Etwas von zurück bringen!..Der Kassierer war das Beste. Er zeigte auf den Reststoffmüllcontainer im Eingangsbereich und sagte „Klar, da können sie die Reste bei uns wieder abgeben.“

Leise vor mich hingrunzend während ich den Werkzeugkatalog durchblättere wünsch ich einen schönen Abend.

Gemaux

11.09.2007

Neu renoviert

Man sieht es deutlich, ich bin im Hornbachfieber und das DippijahjahjipiehjipiehYEEEEE macht auch hiervor nicht halt.
Sonst bleibt alles beim Alten.
Ach übrigens. Wer liest bildet sich und sollte also spätestens nach dem dritten Artikel hier in der Lage sein, seinen Namen bei den Kommentaren einzufügen. Kritik ist nie vergebens.
Anonyme Posts werden weiterhin in meinen Fusshupen-Rundordner entsorgt.

Viel Vergnügen.
Gemaux

08.09.2007

Neues aus Uhlenbusch

Schottische Forscher der Universität Glasgow haben herausgefunden, dass Meisenküken, die vornehmlich mit Spinnen gefüttert werden als erwachsene Tier lernfähiger und intelligenter sind als vergleichbare Küken, die andere Nahrung erhalten. Als Grund benennen sie das in den Spinnen enthaltene Aminosäurenderivat Taurin.

(Quelle: http://www.gla.ac.uk/news/headline_37851_en.html)

Moment…Taurin?

Das Zeug ist doch auch in Red Bull. Soll zumindest darin vorhanden sein.

Dann hätte ich als Gegenstudie, dass diese Wirkung nur bei Vögeln auftritt und bei Säugetieren durchaus die gegenteilige Wirkung haben kann. Zum Beispiel beim Nachwuchs des Homo sapiens Grunz.

Dort hat die Zufuhr von Taurin durchaus die gegenteilige Wirkung. Hier sorgt das Taurin meist nur für ein gesteigertes Ausschütten von Adrenalin und die Unterdrückung von Melatonin.

Durch die gesteigerte Zuckerzufuhr werden viele Jungtiere des Homo sapiens Grunz abhängig von einem weiteren Derivat. Dem Ritalin. Dieses soll den Jungtieren dann wieder helfen sich, anstatt wild herum zu zappeln, auf eine Sache zu konzentrieren.

Meine Studien belege ich durch Beobachtungen in den jeweiligen Habitaten in denen sich die Jungtiere des Homo sapiens Grunz vornehmlich aufhalten, wenn sie erst einmal der Nestwärme der Eltern entfleucht sind. Also der Nestwärme die der Fernseher in der Kinderkammer des Wabenbaus vermittelt hat.

Diese Jungtiere zeichnen sich durch die Benutzung von Kleidung aus, die sie streng nach der Regel derjenigen kopieren, die ihnen durch Balzgerede oder eindringliches Trommeln als Vorbild dienen.

Augenscheinlichstes Anzeichen für eine Überfütterung mit Taurin und Zucker ist ein stumpfer Blick, das Heben der rechten oder linken Hand mit besonderer Fingergestik und provozierender Mimik. Dabei ist die Taktfrequenz der in den Handys unterlegten Rhythmen egal.

Ein weiteres Anzeichen ist gerade bei den männlichen Jungtieren der Spezies Homo sapiens Grunz, das Verlangen nach Automobilen süddeutscher Herkunft. Wenn dieses so nicht erfüllt werden kann, dann wird ein anderes Fabrikat so hergerichtet, dass es zumindest das Handy als Musikvermittler unnötig macht. Alle Fahrzeuge weisen nach Fertigstellung folgende stereotype Besonderheiten auf:

- Gelabweisende Kopfstützen

- Nur zwei verfügbare Lautstärkeeinstellungen: Aus oder volle Lautstärke

- Abgedunkelte Scheiben

- Deutliche Verbreiterung und Tieferlegung des Chassis und der Reifen.

- Eine wöchentliche Quittung von der nächstgelegenen Selbstwaschanlage

Früher kam noch eine Gaspedalwippe dazu, die bei Stillstand des Fahrzeugs für den Ausgleich des fehlenden Restless-leg Syndroms des Fahrers sorgte. Auch so genannte Kavalierstarts findet man heutzutage seltener in Zeiten des gestiegenen Benzinpreises. Auch fahren die wenigsten mittlerweile über 120km/h auf der Autobahn. Selbst Diesel werden mittlerweile in die Kategorie „Coole Karre“ aufgenommen.

Die Weibchen passen sich dem Stereotypismus dieser menschlichen Grundgattung an. Meist sehr stark gebräunt durch chemische oder photochemische Behandlung. Blondiert und mit kunstvollem Fingernagelschmuck ausgestattet sind sie unverzichtbarer Bestandteil des Beifahrersitzes. Eine Untergattung dieser Grundgattung ist der Homo sapiens Grunz Tankpark. Vertreter dieser Spezies finden sich meist an offenen neonbelichteten Orten mit uneingeschränkter Taurin/Zuckerzufuhr.

Während ihre Artverwandten durchaus das geschlossene Habitat bevorzugen um sich mit Taurin/Zucker zu versorgen und noch weitere Ingredienzien zu konsumieren, die meist nicht frei verkäuflich sind.

Weiter forschend

Gemaux

03.09.2007

Menschenblog

Busfahrer

Meine erste Begegnung mit einem Busfahrer fnd zum Erscheinen des Dschungelbuches ( bzw. spielte ein Kino in meiner Heimatstadt den Film damals zum 10 Jährigen Jubiläum) in deutschen Kinos statt. Ich war damals noch zarte *räusper*..also unter 10 und durfte mit einem Freund zusammen das erste Mal alleine mit dem Bus nach Hause fahren. Sozusagen als Abenteuer to go. Heutzutage eine Lachnummer, aber damals gab es weder Handys noch sonst etwas.

Beim Verlassen des Kinos gab es für alle, die den Film gesehen hatten, ein Panini Album und drei Pakete Bildchen gratis. Mein Kumpel war schneller als ich und ging schon mal langsam zum Bus vor. Bei mir dauerte es etwas also musste ich mich beeilen um den Bus, in dem mein damaliger Kumpel (die dumme Sau) schon saß, noch zu erwischen.

Nun war ich ja damals noch kleiner, netter, unscheinbarer als heute und so hat mich der Busfahrer wahrscheinlich einfach nur nicht bemerkt, als ich außer Atem an die Tür klopfte.

Ich nahm dann den Bus, der die gleiche Nummer hatte- nur halt auf der anderen Straßenseite stand -und löste mit dem letzten Rest Geld eine Fahrkarte. So wie es geplant war.

An der Endhaltestelle irgendwo im Nirgendwo stand dann ein schluchzender kleiner Junge ohne Kohle in der Tasche für die Rückfahrt.

Gott sei Dank war eine ältere Frau so nett und schenkte mir die nötigen 1,10 DM, nachdem ich mein Problem mit der kindlichen Situationstheatralik und unter völliger Auflösung schilderte bekam sie Mitleid. Vom Busfahrer, den ich anscheinend in seiner Pause gestört hatte, weil die Tür nicht auf ging, bekam ich einen Kaugummi. Nettes Arschloch. Damit ich aufhörte Fragen zu stellen. Hoffentlich hat ihn ein Kollege überfahren.

Das war das erste einschneidende Erlebnis mit dem ÖPNV und schon damals kam mir der Verdacht, dass diese Beziehung keine gute Basis entwickelte.

Von da an vermied ich jeden Kontakt mit dem ÖPNV. Bis zu meiner ersten Ausbildung. Mein Ausbildungsbetrieb befand sich genau am entgegengesetzten Ende der Stadt. Manchmal stieg ich aus purer Boshaftigkeit an der ersten Haltestelle schon ein. Diese paar Minuten Fußweg waren mir das hektische Gesicht des Busfahrers wert. Und weil die Kontrolleure erst um 8 anscheinend anfingen, musste er mich immer im Auge behalten.

Grundsätzlich hatte ich das Gefühl, dass die Busfahrer mein Gesicht in ihren Taschen kleben hatten. Wenn ich mal morgens etwas später losging zur Haltestelle und der Bus schon ankam als ich noch hechelnd rannte konnte ich ihn förmlich auf seinem zugefurztem Sitz mit hämischem Grinsen abzählen hören…21,22,23,….zu spääääääääääääääääääääääääät. Die Türen schlossen sich vor meienr Nase, der Bus fuhr los und ich konnte mich seelisch schon wieder auf Nackenschläge einstellen, weil ich nun 15 Minuten zu spät kommen würde. Und das meine ich nicht metaphorisch.

Oder aber ich erreichte den Bus noch gerade rechtzeitig und bevor ich mich setzen konnte, sang der Busfahrer innerlich die Hymne aller Busfahrer wenn sie bremsen “Ich trete durch bis unten hin und er macht Bummsfalleraaaa!!“

Meine Rache war jedes Mal fürchterlich. Ich revanchierte mich bei den Kollegen des morgenlichen Sozialversagers, indem ich mich im Sommer in voller Arbeitsmontur und mit der mich umschließenden Geruchskugel von Schweiss, Insektenvertreibungsmittel und eventuell völlig unbeabsichtigt eingetretenem Wildschweinkot unter meinen Arbeitsschuhen in unmittelbarer Nähe des Fahrers. Also nach vorne.

Im Winter kam dann anstatt des Insektenmittels dann Zweitaktersprit, Kettenöl und Harzgeruch dazu. Und wenn Saison war, baumelte auch mal ein Wildkaninchen von meinem Rucksack, das ich unserem Förster abgekauft hatte. Die 6 Mark war mir der Spaß immer wert. Natürlich auch völlig unbeabsichtigt. Die Höchststrafe vollzog ich, wenn ich laut die Texte aus meinem Walkman mitsang. Und das war nicht so gut gesungen wie damals der Colawerbespot.

Ein positiver Nebeneffekt war, dass ich immer einen Sitzplatz hatte. Meistens sogar eine ganze Sitzreihe. Ob das auch damit zusammenhing, dass meine Axt ihren Stiel herausschauen ließ, werde ich heute nicht mehr erfahren.

Wenn ich so darüber nachdenke, hab ich früher eine ganze Menge geschleppt. Also dafür, dass ich mich heute schon über das Gewicht eines Notebooks beklage….

Wie dem auch sei.

Meine Theorie zu Busfahrern besagt folgendes:

Diese Menschen wollen nicht freundlich sein. Hilfsbereit schon gar nicht. Die öffentlichen Verkehrsbetriebe sind total resistent gegen den Dienstleistungsgedanken. Und genau solche Menschen landen dort irgendwann mit dem Personenbeförderungsschein.

Peter aus der Discofox-Abteilung mit Goldpantherkettchen und SolariumAbo.

Busfahrer fahren wie die Henker. Klar, mit 20T unter dem breit gesessenen und mit einer mausgrauen Uniformhose ummantelten Hintern, kann man schon mal den Max machen. Und sich darüber aufregen, dass jemand zur Ausübung seiner Pflicht für 5 Minuten ungefähr 20 cm der Bushaltestelle beansprucht. Oder es wagt abzubiegen.

Gut, ist ja auch eine stupide Tätigkeit die sie ausführen. Was will man da erwarten?

Pathos wie die richtigen Fahrer ..also die Brummifahrer? Ich bitte sie. Schauen sie sich die Gas und Brems-Zombies doch mal an. Keiner von denen ist mit den Gedanken bei der Sache. Entweder sind sie genervt, weil sie nicht ran durften oder ran mussten. Hauptsache genervt.

Wer sein Leben auf einer Schiene ohne Schienen und mit maximal 50kmh fristet, ist zu bemitleiden.

Gut, die anderen Busfahrer auf Langstrecke sind auch nicht besser. Oder hatten sie auf irgendeiner Klassenfahrt einen lässigen Busfahrer? Man kann ja froh sein, wenn die heutzutage schon halbwegs wach sind. Mir fällt bei näherer Überlegung noch eine Menge mehr ein. Über Zugbegleiter zum Beispiel….. Schlecht für mein Herz.

Solange ich es bezahlen kann (und ich werde alles dafür tun, dass es so bleibt) werde ich ein Anhänger des Individualverkehrs bleiben. Schön meine eigene laute Musik hören und dann losfahren, wenn ich das will! Und wenn es halt nur 5m zum Aufschließen auf den Vordermann im Stau sind!

Widerstehend

Gemaux

23.08.2007

Strukturwandel

Ich lebe in einer Region, in der es früher rauchte und dampfte und schlotete. Wo die so genannte Montanindustrie den Menschen Arbeit, Sinn, Zuhause gab. Gut das mit dem Sinn, lässt sich diskutieren.

Sie werden es merken - ich meine das Ruhrgebiet. Eine Region die von Kohle und Stahl lebte. Freiherr vom Stein hat hier an jeder Ecke ein Denkmal. Und das nur weil er die preußische Wirtschaft revolutioniert haben soll. Sprich, durch Veränderungen der Gesetzgebung eine freie Marktwirtschaft nach englischem Vorbild eingeführt hat.

Der Doof.

Heute….also knapp über 200 Jahre nach dieser „Revolution von oben“ stehen nur noch rudimentäre Reste dieser Revolution in den Revierstädten und warten auf ihre Umwandlung in Gewerbeparks, Altersheime, Museen, Eventhallen.

Wenn sie durch das Ruhrgebiet fahren und abseits der schmucken, aber leider leicht fehlerhaften Industriedenkmalstour entlang der Ruhr und verschiedener Kanäle, mal genauer schauen, dann finden sie noch alte Reste von Fabrikhallen. Von ehemaligen Zechenbauten. Von Gaststätten die unverheiratete Gesellen beherbergten, bevor diese eine Frau und damit das Recht auf ein kleines Reihenhäuschen in der Bergmannssiedlung bekamen und ihren Schriftzügen von Biersorten längst vergangener Zeiten (Andreas Pils, Hammer und Schlägel Bier, etc.)

Und wenn sie diese Orte betreten, dann könnten sie -so sie nicht allzu abgestumpft sind- sich vorstellen wie hier jahrzehntelang sich Männer in Schweiß und Staub kaputt malocht (ruhr. f. –arbeiten-)haben.

Zu einer Zeit, als das Glück des einfachen Mannes noch vom Samstag und vom Schichtdienst bestimmt wurde.

Als die tauben Ohren vom Maschinenlärm kamen und nicht von MP3Playern.

Wenn ich so eine alte Werkshalle betrete, dann erfasst mich …doch es ist so…eine gewisse Form von Ehrfurcht. Ähnlich wie in alten Kirchen. Ohne nun besonders religiös zu sein.

Nehmen wir das ehemalige Hoeschgelände in Dortmund-Hoerde. Sie fahren auf ein Gelände welches einmal einen ganzen Stadtteil beherbergte. Heute wollen sie in Hoerde nur eins-schnell wegziehen und noch nicht mal tot überm Zaun hängen. Früher dagegen mussten sie als erste Hürde die Wachmänner an der Pforte überwinden.

Da ich Verwandtschaft im Osten habe, kann ich einen Vergleich zur ehemaligen Zonenkontrolle herziehen. Und die Unterschiede waren nur minimal. Dann fahren sie auf das Gelände und dort wo früher hunderte Autos parkten, wachsen nun Birken. Die Natur schickt immer schnell ihre Pioniere voraus um sich wiederzuholen, was ihr genommen wurde. In der Ecke sehen sie ein altes Werksfahrrad vor sich hinrosten. Und ich stelle mir vor, wer das da wohl vergessen hat. Was war sein Anlass, dieses Rad nicht mehr zu benutzen und es in der Ecke verrosten zu lassen. Welche Tätigkeit hatte der Benutzer dieses Rades?

Wie haben sich die Menschen gefühlt, als sie zum letzten Mal den mächtigen Demag-Kran über die Decke schweben sahen, der riesige Stahlplatten auf die Trennschweiss-Anlage hievte.

In dem Hallengebäude hängen der Metallstaub und der Rost in allen Ecken. Alte Verbotsschilder geben traurig Auskunft was die Arbeiter damals nicht mehr durften.

Wie viele sich wohl wirklich an den Hinweis der Gehörschutzbenutzung gehalten haben. Oder ob der Schmitz, der als Sicherheitsbeauftragter auf dem vergilbten Schild steht, noch lebt und gesund ist. Immer darunter die Nummer der Zentrale mit Anschrift und 4stelliger Postleitzahl.

In Bochum zum Beispiel haben Künstler ein altes kleines Stanzwerk weitestgehend benutzbar gemacht.

http://www.stanzwerk.net/

Bekannte hatten diese Räumlichkeiten für ihre Hochzeit gebucht.

Was mich beeindruckte war, dass die Räumlichkeiten komplett mit vorhandenen Maschinen und einzelnen Exponaten …oder sollte man Asservaten sagen.. versehen war, was den Geist dieses Gebäudes erhielt.

Die Gebäude hier an der Ruhr haben eigene Seelen. So scheint es zumindest. Auch wenn es gerade aus meinen Finger abgedreht erscheinen mag. Aber sobald sie diese Räumlichkeiten betreten, spüren sie Überbleibsel der Tage als hier Bier anstatt Champagner und Prosecco getrunken wurde. Als es nach Öl und Schweiß und heißem Eisen rocht, anstatt nach Chanel, Gucci, etc.

Als die Werkhalle mit derben Flüchen und Sprüchen durchsetzt war anstatt mit Jazzkonzerten oder Vernissagen mit kleinen Häppchen und dem Gemurmel von wichtigen –unwichtigen-interessanten-uninteressanten- Personen. Als die Luft voll mit Staub und Rauch und Dämpfen war, anstatt mit dem Qualm von Zigaretten und Zigarren.

Als es Stress gab in der Halle, weil Aufträge eingehalten werden mussten, anstatt Eröffnungen von Buffets und Bars.

Mittlerweile zieht die ehemalige Industrielandschaft die Kunst nach sich. Aber viel zu oft sorgt die Kunst dafür, dass der Geist verloren geht. Die Seele des Gebäudes, die sich aus Generationen von Arbeitern gebildet hat.

Und die Seele stirbt, wenn diese Gebäude in ein Museum wandern. Die Gebäude des technischen Freilichtmuseums Hagen, zum Beispiel, sind hochinteressant und die Events die dort stattfinden immer wieder einen Besuch wert (es gab eine Zeit, dass war ich einmal im Jahr dort) aber ihnen wurde die Seele entrissen, als man sie abbaute und in dem Reservat wieder aufbaute.

Vielleicht kommen sie ja mal durch das Ruhrgebiet und haben Zeit sich an einigen Orten etwas Geschichte zu gönnen, dann können sie eventuell verstehen, was ich meine.

Früher hatte diese Region noch eine Seele. Ihre Menschen einte die harte Arbeit. Hier fand jede Bildungsschicht ihr Auskommen. Die heutigen ehemaligen Arbeiter (also die ungelernten, aber hart zupackenden Arbeiter) sind die Verlierer des so genannten Strukturwandels. Eines Wandels von der Leistung zur Dienstleistung. Vom Stahl zum Fernsprecher sozusagen.

Nirgendwo in Deutschland ist die Dichte der Call-Center so hoch wie hier, scheint es mir.

Hier darf man sich aussuchen, ob man von Hartz4 oder von Callcenter4 leben will. Mehr Geld gibt es seltener.

Es geht langsam aber stetig wieder bergauf. Die Chemie und die Biotechnologie haben das Ruhrgebiet aufgrund ihrer Infrastruktur entdeckt. Die Dienstleister erst recht. Haben sie hier doch genügend menschliche Ressourcen zum Verschwenden. Auch hiermit ziehen wir mit den Engländern gleich, nachdem wir erst ihre Industrialisierung übernommen haben. Selbst im Ruhri hat sich der Strukturwandel vollzogen. Viele ehemalige Arbeiterkinder wollen heute Hartz4 lernen und halten den Trip für 200€ nach Malle an El Asozial oder Calla Rattada für Deutschlandurlaub.

Obwohl…

Der Ruhri hat’s schon immer mit Humor genommen. Eine bisschen Fatalismus und schwarzer Humor ist ihm genauso zu Eigen wie dem Engländer, von dem wir ja die ganze Stahl/Kohleklamotte übernommen haben. Nicht umsonst kommen die meisten Comedians aus dem Ruhrgebiet bzw. NRW.

An dieser Stelle darf man die Rheinländer, das verfilzende Pack, ruhig auch mal nennen.

Scherz!!!! Ich mag den Kölner Karneval und die Mädels aus Düsseldorf. Wenn das Bier wenigstens schmecken würde.

16.08.2007

Namenschilder

Namensschilder. Meist finden sich Vertreter dieser Ausweisform in säuberlich gedruckter Form auf der linken Seite von Bürotüren. Oder halt äquivalent auf der Trennwand in Großraumbüros.

Durchaus auch in Fettschmieden und sonstigen verfranchisten Nahrungserwerbsstätten auf der Herzseite des jeweiligen Mitarbeiters. Während Ersteres noch durchaus relevant und von Nutzen ist, interessiert es zum Beispiel nur noch rudimentär wie die Pattywenderin da heißt, die einem das Menu mehr oder weniger eingeübt in die mit Piktogrammen versehene Kasse tippt. Sozusagen der Fluch der Dienstleistung. Namenschilder finden sich auch dort, wo man durchaus gerne den Namen des jeweiligen Bediensteten benötigt.

Dann gibt es noch eine Art Namenschilder die ich gerne als Informationsmüll bezeichne.

Und zwar die an Autos. Neuerdings werden immer mehr Namenschilder mit dem jeweiligen Namen des Fahrers an die Heckscheibe genapft. Wo früher die Aufkleber von Phantasialand und Fort Fun prangerten, saugt sich nun eine Chantal oder ein Kevin fest. Oder halt Uschi und Peter. Neben den "Max fährt mit!" Aufklebern.

Auslöser dieser debilen Modeerscheinung war höchstwahrscheinlich Alois B. Kloppt. Alois war Fernfahrer und es leid, dass die einzigen Menschen die seinen Namen kannten die unfreundlichen Typen an der Laderampe der Warenannahme waren.

Man kennt diese Leute. Meist von eher niederem Bildungsgrad, sehr oft mies gelaunt und selten interessiert an dem was sie tun. Stundenabsitzer halt.

Während meiner Studienzeit durfte ich mal aushilfsweise für den DPD fahren. Da gab es einen kleineren Betrieb der Türbeschläge produzierte oder veredelte oder irgendwas. Auf jeden Fall hingen in der Halle vor des Chefs’ Büro an mehreren Schauständern Türbeschläge, Buchstaben für Grabsteine etc. Also lag die Vermutung nahe, dass die Firma in der Metallverarbeitung/-veredelung tätig ist. Während ich also mit zwei Paketen an der Laderampe stand und darauf wartete, dass mich ein freundlicher Mensch begrüßte und mir freudestrahlend diese Anlieferung abzeichnen würde, damit ich meinen Weg fortsetzen kann…..wartete ich.

Ich wartete ziemlich lange. Nun sieht das Schedule eines Paketboten nicht gerade Müßiggang und Zeitverschwendung vor. Also wurde ich ungeduldig und fragte den, in 6 Meter Entfernung von mir sitzenden Menschen mit dem Hygieneanspruch eines sizilianischen Hafenarbeiters (zumindest was Rasieren der Körperbehaarung betraf), ob er mir freundlicherweise ein Autogramm geben könnte, weil er doch ähnlich aussehen würde wie Ivan Rebroff in seinen besten Zeiten. Ich erntete ein “nicht für zuständig“ und keinen Lacher für den, zugegebenermassen, schlechten Spruch.

Also betrat ich die Lagerhalle/Werkhalle und fragte, wer für die Warenannahme zuständig wäre. 30 Leute wendeten ihre Blicke von mir ab, als ob ich gerade vom Papst exkommuniziert worden wäre.

Also ging ich schnurstracks durch die Werkhalle Richtung Büro und sah auf dem Namensschild stehen:“ A. !!!!?!?! (keine Namen bitte) –Geschäftsführer.

Ein Mann von Format, Vermögen, Weisheit und Integrität und mir zum Ideal reichender Mensch dachte ich, klopfte zweimal (gute Bekannte und Freunde klopfen/schellen immer zweimal) , trat ein und stellte mich einem genüsslich am Brötchen kauenden Menschen mit den Worten „Dxxxxx Xxxxxx , DPD, sind sie zuständig und fähig mir die Annahme von zwei Paketen abzuzeichnen?“

Der gute Herr schluckte kurz, blickte mich amüsiert an und fragte wieso ich zu ihm kommen würde.

„Weil draußen anscheinend keiner dafür zuständig oder befähigt ist“ antwortete ich wahrheitsgemäß.

Der nette Herr Geschäftsführer nickte nur, fragte ob er auch die Uhrzeit eintragen solle (was ich verneinte, ging es ja schließlich um meine Stundenzahl) und ich konnte die Örtlichkeit mit einer weiteren erfolgreich absolvierten Anlieferung verlassen.

Dieses Namensschild war nützlich. Auch deswegen, weil am nächsten Tag, als ich ein weiteres Paket für diese Firma abliefern musste, ca. 15 Leute Spalier standen und mich hektisch fragten, wo sie denn abzeichnen müssen.

Kommen wir zurück zu unserem Brummifahrer Alois B. Kloppt.

Alois führt also ein Leben auf der Strasse. Und auf der Strasse unterhält man sich nicht sehr oft mit anderen jedenfalls nicht persönlich. Also von Angesicht zu Angesicht. Da ist es verständlich, dass Alois den Menschen seinen Namen zumindest mitteilen will. Auf dem Rastplatz kann das hilfreich sein, wenn man der Dame am Telefon seinen Namen genannt hat für das Stelldichein (mir ist leider nichts Genaues über diese Vorgänge bekannt…ehrlich.).

Auch hier hat ein Namensschild seinen Nutzen. Meist werden ja nur die „Spitznamen“ der CB funkenden Trucker in Blech gestanzt und auf die Fahrerseite an die Scheibe gepappt.

Ein philosophisch äußerst interessanter Vertreter dieser fahrenden Zunft wählte übrigens als Schildaufdruck die Buchstabenfolge I-C- H.

Was sich mir aber völligste verschließt ist, warum jeder wissen soll, dass diese rote gummibereifte Kasparbude die in 300 m Entfernung die linke Spur wieder mit waghalsigen Überholmanövern im 90kmh Bereich absolvierend blockiert, von Uschi gelenkt wird.

Ich will nicht wissen, wie diese Frau heißt. Genauso wenig würde ich es wissen wollen, dass Marie-Leonie-Max-Felix (die Top 4 der deutschen Babynamencharts) mitfahren. Es sei denn mein sexuelles Augenmerk fällt auf Kleinkinder. Dann wäre diese Information bestimmt interessant für mich. Wenn dann noch ein Namensfetisch dazu käme.

Den Namen meiner Tochter haben nur Leute zu erfahren, die ihn sich auch merken sollen. Was interessiert es Frau Müller aus Berchtesgaden (oder hat es sie zu interessieren), wie meine Tochter heißt. Reicht schon, dass diese Goldene Blatt und Bunte Abonnentinnen jedes Mal in Verzückung ausbrechen wenn ich mit dem Kinderwagen in der Schlange vom Supermarkt stehe. Mittlerweile rutscht mir schon jedes Mal ein „einmal gucken-50 Cent“ heraus.

Ich wünsche mir einen Namensausblender für die Windschutzscheibe. Für alles gibt es mittlerweile Geh-Hilfen im Automobilbereich. Obwohl - selbst mit Parkpilot schaffen es einige noch den Begrenzungspfosten beim Einparken zu rammen. Die dürfen auch meist neben den Behindertenparkplätzen parken. Ich fände das ja diskriminierend, wenn ich eigene Parkplätze im Parkhaus hätte, aber diese direkt neben den Behindertenparkplätzen ausgewiesen sind und die gleichen Abmessung aufweisen. Ein schlechter Mensch, der schelmisch dabei grinst. Ernsthaft.

Ich habe nur ein Nervenleiden, deswegen zucken meine Mundwinkel immer nach oben dabei.

Warum nicht also auch für Namenschilder?

Ich werde mir auf jeden Fall angewöhnen nicht auch noch einen Blick auf den Fahrersitz zu werfen, wenn das Namenschild schon schrecklich war (immerhin sind die Dinger EU-formgerecht mit D Kennzeichnung und in der vorgeschriebenen Schriftart) und mir durch die Heckscheibe schon Millionen von Plüschtieren entgegen schreien, dass ich bitte hinten rein fahren und Feuer legen soll, weil sie es nicht ertragen.

Denn meist wäre dies so etwas der Handkantenschlag bei einem angeschossenen Wildkaninchen, wie er für Treiber vorgeschrieben ist, so sie denn eins finden. Diese tragen zumindest keine Namenschilder.

Schönen Abend

Gemaux