13.05.2007

Big God is watching u!

Wir leben eigentlich in einem totalitären System. Ohne, dass es uns bewusst sein würde.

Wir lassen uns von nur einer Macht beherrschen. Seit Jahrhunderten.

Nur ein Gott. Für alle.

Wie soll das gehen?

Früher, bevor die Menschen unbedingt mal etwas Neues ausprobieren wollten und sich den Monotheismus zulegten, da war alles demokratischer.

Die Menschen machten sich ihre Götter. Von Spitzbergen zum Himalaya oder nach Kapstadt gab es Götter und Geister für alles.

Den Gott des Krieges belästigte man, wenn man kurz davor war, sich die Rübe einzuhauen für den Erhalt der Familie oder des Dorfes. Damit das Essen nicht anbrannte im Kupferkessel (und jeder Profikoch weiß, wie schnell das geht) flehte die Frau die Geister und Göttin des Herdfeuers an.

Es gab bei den Griechen für jeden Popanz einen Gott. Mein persönlicher Favorit war übrigens Merkur und, wie sollte es anders ein, Bacchus bzw. Dionysos, wenn sie es gerne auch griechisch mögen.

Die Götter wurden sozusagen erwählt. Über diesem Pantheon thronte nur ein Gott, der eigentlich nur dazu da war, die anderen Götter im Zaum zu halten.

Komischerweise ist sich dieser eine Obermotz namens Jupiter, Zeus und Wotan/Odin in seinem Erscheinungsbild ziemlich ähnlich. Finde ich. Bis auf die einäugige Version der Germanen und anderen Nordmannen.

Ab und an musste er repräsentieren, mal eine Jungrau schwängern, sich in Tiergestalt zeigen…..göttliche PR sozusagen. Showeffekte inbegriffen. Sozusagen der Bundespräsident des Götterparlaments.

Unser Köhler hat auch nur wenig zu sagen, muss ab und an mal für Ruhe im Parlament sorgen und sonst repräsentieren. Dürft ich mir übrigens von Weizsäcker oder Rau wieder wünschen?

Anderes Thema. Wir bleiben theologisch heute.

Irgendwann kam ein Stammesverbund in Vorderasien zu dem Gedanken, dass es doch cooler wäre nur noch einen Gott anzubeten.

Vor lauter Anbeten wurden sie erst von den Babyloniern überrannt. Dann kamen die Ägypter. Und jede der damals „hoch entwickelten“ Kulturen nahm sich ein paar von den wilden Bergstämmen stammenden Menschen mit und führte sie sozusagen ins zivilisatorische Licht.

Nachdem diese, zugegebenermaßen, ausgebeuteten Menschen dann wieder zurück fanden in ihre abgestammten Bergdörfer, nahmen sie den Mammon, den sie in Persien und Ägypten gesehen hatten zum Vorbild und bauten Tempel neu (Salomon die Zweite, sozusagen) schmückten sie aus und führten Rituale ein.

Als den Menschen das zu abgedreht erschien, dachten sie sich sie schaffen sich eine neue monotheistische Religion an. Das Judentum brachte nicht mehr genug, dass Christentum war geboren.

Auf nach Rom, der höchstentwickelten Enklave des Polytheismus zur damaligen Zeit.

Notgedrungen und selten freiwillig, wenn man von einem fahrenden Fischer namens Petrus absieht.

Erst eine Sekte, dann Staatsreligion. Und das eigentlich auch nur, weil ein römischer Kaiser Muffensausen hatte, seinem erst gewählten Gott Mars nicht mehr vertraute und sich das Kreuz aufs Schild pinselte. Glücklicherweise spielte er mit und sein Gegner gegen die Sonne.

Da Physik noch nicht bekannt und Einfallswinkel und Lichtbrechungen höchstens von abgedrehten Griechen bezeichnet wurden, nahm er es als Anlass sich bei dem frisch angebeteten Gott zu bedanken und fürderhin Jesus zu huldigen und das Christentum als Staatsreligion auszurufen.

Wussten Sie, dass die armenischen Christen sogar eher Pontius Pilatus verehren? Sozusagen den Urheber des Christentums?

In Äthiopien verehren die Christen sogar die Frau von Pontius. Weil sie zur Ersthelferin mutierte, als Christus aus der Verhörfolter wiederkam und ihr feinstes Leinen zum Verbinden gegeben haben soll.

Nur so am Rande.

Stellen sie sich also eine Stadt vor…oder einen Staat, dessen Bürger über solche Sachen wie Wasserleitungen, Fußbodenheizungen, öffentliche Schwimmbäder und Fitnesscenter verfügt.

Das Alles weil sie den Gedanken an ihr Wohl und an die Welt verschwendeten, aber nicht an irgendwelche höheren Wesen. Die waren da und hatten in Zeiten der Ahnungslosigkeit zu funktionieren.

Ab und an durfte man in den Tempel mit den Liebesgöttindienerinnen, schmiss ein paar Kupfer in die Spendenschale und durfte auf Teufel komm raus (hihi) sich ins Nirwana vögeln.

Dann kommt eine Sekte über Nacht sozusagen an die Macht. Tempel werden eingerissen, Armenhäuser und Kirchen gebaut. Meistens waren diese Kirchen allerdings nicht mehr als kleine Kapellen

Da diese neue Christensache hip ist, werden auch die Reichen drauf aufmerksam und spenden fleißig. Die neue Sekte gewinnt an Geld und Macht und ist schon korrumpiert. Neue größere Gebäude und mehr Geld für feineren Stoff.

Irgendwann kommen ein paar gefrustete Bärtige aus dem Norden, übernehmen kurz die Obermacht, aber assimilieren sich schnell, weil die Vorzüge kennen lernen, die die Zivilisation gegenüber dem bisherigen dörflichen Leben hat.

Im Osten braut sich eine neue Modeerscheinung zusammen, weil jemand keine Lust mehr auf Judentum oder Christentum hat und das alles nicht passend für seine Landsleute findet. Der Islam wird kurzerhand gegründet. Bis zu diesem Zeitpunkt gelten die Arabischen Länder rund um das persische Reich als die fortschrittlichsten. Gut gelacht, weil ab dem Zeitpunkt als die grüne Flagge mit dem weißen Halbmond gehisst wird, werden die Menschen stehen bleiben in ihrer Entwicklung.

Ab diesem Zeitpunkt geht es erst einmal endgültig bergab. In der gesamten bekannten

Welt. Das so genannte finstere Mittelalter bricht herein.

Ein kleiner Franzose schwingt sich auf die Weltherrschaft an sich zu reißen.

Nein- Napoleon kommt erst später. Ein Franke namens Karl der Große meint, dass doch bitteschön ALLE seinen Glauben pflegen sollen. Sein Vater der dusselige Waffenmeister Karl Martell (richtig, der mit den Baukästen) hat es geschafft die arabischen Eroberer auf der iberischen Halbinsel festzusetzen. Wenigstens dürfen einige Spanier von der NOCH herrschenden Toleranz der islamgläubigen Mauren profitieren und ihre Messen feiern.

Währenddessen werden an einer Wesermündung die letzten Sachsenstämme christianisiert. Das mit dem Taufen haben sie falsch verstanden. Die Meinungen laufen auseinander aber es soll sich um 1000 Hinrichtungen gehandelt haben die da bei Minden zur Kapitulation des letzten Verfechters des Asenglaubens führten.

Der eine Gott der Barmherzigkeit wollte bestimmt, dass in seinem Namen Millionen Seelen wieder zurück geschickt werden. Ob nun in die Hölle oder in den Himmel.

Wir haben also drei verschiedene Entitäten die doch bitteschön ehrfurchtsvoll immer wieder angebetet werden wollen.

Vor lauter Beten kommen die Menschen nicht zum Denken und zum Erfinden. Arbeiten, beten, schlafen zwischendurch ein wenig Essen. So sieht es mal aus von Island bis nach Indien.

Wo vorher Fortschritt, Toleranz und Diversifikation herrschen ist nun entweder Kirchengeläut, Muezzingejammer oder an eine Mauer hämmernde Schädel zu hören. Beziehungsweise die Juden pflegen ihren Glauben ja dort wo es sie gerade hin verschlagen hat. Egal ob freiwillig oder unfreiwillig. Auch eher ruhig. Jüdische Gottesdienste sind schön anzuhören.

Aber sie unterliegen halt auch nur einem Gott. Und der ist ziemlich überfordert, wenn man sich in der Welt so umschaut. Die einen Töten in seinem Namen, die anderen verbieten die Nutzung von Verbesserungen in seinem Namen, die nächsten rennen duckmäuserisch durch die Welt, weil er ja schnell bei der Hand mit einer Strafe ist.

Wieder ist es das Beten, welches es den Leuten die Weiterentwicklung vermiest.

Diese Ausübungsart der Religion, versaut die Entwicklung. Gut, ich glaube, ich bin mit dieser Erkenntnis nicht der Neueste.


Mittlerweile geht ja wieder ab wie Schmitz’ Katze mit der Entwicklung. Zumindest hier wo sich die Menschen neue Götter gemacht haben. Den Gott der Aktien zum Beispiel. Oder den der Rationalisierung. Da haben wir einen Gott der Fitness. Da einen der Wellness. Da einen der Esoterik. Der hat zusätzlich noch eine Menge Geister. Da einen des Autos. Wie oft steigen Menschen in ihren Wagen und denken „Um Gottes willen, hoffentlich hält die Möhre noch 2 Jahre“

Studenten flehen die Küchengötter der heiligen Mensa an. Einige Frauen beten die Göttin Emanzipation an, vor allem die selbst geweihte Hohepriesterin Alice Schwarzer.

Über den ganzen neuen Göttern schwebt ein Gott der seltsamerweise seine Gestalt stetig verändert…mal sieht er wie ein Dollarzeichen aus, dann wie ein Yen, dann wieder wie ein Euro.

Aber auch er wacht wie all seine Vorgänger nur über dem Pantheon der modernen Welt und ist die treibende Kraft hinter dem Ganzen.

Und nun flehe ich den Gott des Lottos an, damit er mich teilhaben lässt an Mammons Licht.

Ehrfürchtigst,

ihr Gemaux

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