11.03.2006

Wunderblogbar

Blogschokolade

Wunderblog

1989. Ein wunderbares Jahr. Wir waren wiedervereinigt. Der Dicke hatte auf Biegen und Brechen seinen Willen durchgesetzt um in die Geschichte als Wiedervereinigungskanzler einzugehen.
Er bog das Gesetz und den Haushalt wie er wollte und sorgte bei der Opposition fürs große Brechen. Selbst Genscher “The OHR“ mahnte und mahnte aber der Dicke blieb bei seinem Dickkopf. Endlich konnte er seinem Ausbilder Adenauer nachfolgen, in der Reihe der großen deutschen Nachkriegsstaatsmänner. Die Mauer fiel, die Grenzen wurden geöffnet und los ging der EuphorieRun. Tja….bis.
Bis der erste Ex-Zoni seinen Vertrag mit dem Finanzdienstleister kündigen wollte.
Bis klar war, dass die Wiedervereinigung doch nicht aus der Portokasse zahlbar war.

Nicht das ich etwas gegen die Wiedervereinigung hätte. Ich fand es durchaus angenehm auf dem Weg zu der Verwandtschaft keine Röntgenbeschussorgien über sich ergehen zu lassen. Meine Großtante durfte mal 5 Stunden an der Grenze verbringen weil sie den Feuerlöscher im Auto in eine Bildzeitung eingewickelt hatte.
Ehrlich, ich fand es klasse. Endlich durfte man sich außerhalb des sonst beschränkten Radius’ aufhalten und auch mal andere Orte besuchen als die angegebenen.

Wogegen ich etwas hatte, war die Tatsache, dass man uns weismachen wollte, der Solidaritätszuschlag würde nur ein paar Jahre zu zahlen sein. Ja nee ist klar, Geld was der Staatsäckel einmal monatlich kassiert wird irgendwann nicht mehr benötigt. Ein Traum…..nur leider keine Realität. Mittlerweile 17 Jahre findet sich auf der Lohnabrechnung eines Altbundesländerbewohners der nette kleine Soliszuschlag. Der zweistellige Betrag den mancher gerne in eine Privatrente eingezahlt hätte. Weil sie fehlt. Aber egal, das macht man, weil wir wieder eins sind.
Die Neubundesländerbewohner tragen ja auch ihr Scherflein dazu bei, dass zusammen wächst was zusammen gehört.

Ein Bekannter, der im Alter von 10 Jahren mit seinen Eltern den Osten verließ wollte uns seine alte Heimat zeigen. Ja geil, ein netter kleiner Kurztrip mit Shoppingmöglichkeit auf dem Polenmarkt im östlichen Dreiländereck. Auf nach Görlitz. Was soll ich ihnen sagen. An dem ehemaligen Grenzübergang kurz einen Wasserlaßstop eingelegt und rein in die blühenden Landschaften. Nun war ich ja vorgeschädigt. Ich kannte die Kopfsteinpflasterstraßen in den Städten und die durch Braunkohlestaub verschmutzten Hauswände in deren Putz teilweise noch Einschusslöscher waren. Auch die Transitstrecken waren bekannt. Betonplatten, aneinander gereiht, auf denen man erst gar nicht schneller als erlaubt fahren konnte. Weil sonst die Achse Schrott gewesen wäre.

Tjo…ich fuhr durch ein neues Land. Auf Westautobahnen finden sich schon mal gerne Fahrrinnen und Müll auf den Seitenstreifen. Die neuen Autobahnen sahen aus, als wenn ein Trupp jeden Morgen zum Feuchtwischen des glatten ebenen Teerbelags vorbei kommen würde. In den Innenstädten fanden sich kaum noch alte unrenovierte Gebäude oder nicht weggeräumte Ruinen. Ein blühendes Land. Finanziert durch den Westen und gebaut vom Osten. Herrliches Teamwork.



Nun haut aber eine Stadt aus den neuen Ländern den alten Ländern in die Fresse.
Und zwar mit Anlauf. Während in den alten Bundesländern Gelder für den Straßenbau fehlen oder zur Renovierung von kommunalen Immobilien….Moment, sie fragen warum die Gelder fehlen? Na gut ein wenig Stimmungsmache. Ein großer Zwiebackhersteller aus Hagen/Westfalen schloß das Traditionswerk um in Dresden ein komplett neues Werk zu bauen. Weil die Angebote besser waren, als die in der „Heimatstadt“. Kunststück. Die Heimatstadt führte ja auch schon jahrelang Solizuschläge für den Osten ab. Während in Dresden neue Straßen entstanden und eine Menge Steuervorteile lockten fehlte in Hagen das Geld um Strassen zu sanieren und alte Hüttenwerksgelände neu zu erschließen.

Ich empfehle daher jedem Leipziger/Dresdner/Schweriner etc. der erst einmal nun direkt rot anläuft vor Wut einfach mal einen Kurztrip ins Ruhrgebiet zu machen. Mit dem eigenen Auto bitte.
Den Vogel schießen die Stadtväter Dresden nun wieder ab. Aber einen dicken. Sie wollten schuldenfrei werden, dachten sich die Stadtväter und suchten nach Wegen wie sie sich wieder flüssig machen können.
Was liegt da näher als ein paar Immobilien zu veräussern. Die kommunalen Wohnungen befinden sich ja dank Aufbauhilfe Ost in tadellosem Zustand. Sind also schnell zu liquidieren. Gedacht, gesagt, für gut befunden und dem amerikanischen Fortress-Fond in den gierigen Hedge-Rachen geworfen. Ein Schildbürgerstück ohnegleichen.

Dresden verpasst den Westen einen 5Liter Einlauf mit 100m Anlauf und radioaktivem Inhalt. Man saugt den Westen leer und dann, anstatt dann Wohnraum für die bedürftigen Bürger zu schaffen die so wenigstens ein angenehmes frisch renoviertes Dach über dem Kopf haben, wird das ganze privatisiert.
Klar leben wir in einer kapitalistischen Gesellschaft. Aber diese Aktion schaut doch sehr nach einem Paradebeispiel aus, wie man den Klassenfeind mit seinen eigenen Waffen schlägt.
Die Wohnungen sind weg. Futsch ist der soziale Wohnungsbau. Glauben die Dresdner Stadtväter wirklich, dass die Amerikaner auch nur einen Furz auf Lohnunterschiede und soziales Gefüge geben? Vorbei ist es mit günstigem städtischen Wohnraum auf WBS.
Dresden ist durch diese Aktion saniert und entschuldete sich und nun kommt der Bringer. DRESDEN WIRD WEITER GEFÖRDERT!! Die Stadt baut Mist, provoziert die Westkommunen und bekommt noch ein Leckerchen dafür. Herrlich. DAS ist Deutschland!

Allzu polemisch würde ich nun behaupten, dass in 10 Jahren die Ossis für unseren Wiederaufbau zahlen müssen.
Mach ich nicht. Aber ich würde vorschlagen die Förderungswege neu zu überprüfen. Es kann nicht sein, dass Essen 300 Millionen Schulden verzinslich zu tilgen hat die nur für den Wiederaufbau gezahlt wurden und der Empfänger gibt einen Dreck auf diese Geste, zeigt dem Geldgeber den Mittelfinger und lacht sich schlapp.
Gut man soll keinem vorschreiben, was er mit dem Geld machen soll, welches man ihm geliehen hat. Aber man sollte zumindest überlegen dürfen ob man das Geld was man seinem Nachbarn geliehen hätte, nicht besser anlegen kann. Weil er die erste Leihgabe im Kasino verspielt und versoffen hat.

Alles Gute und Ahoi!

Keine Kommentare: