13.03.2006

Zellenblog A

Blogschokolade


Mir ist folgendes durch den Kopf gegangen, nachdem ich mich mal mit den Justizüberlegungen unserer Landesregierung befasst habe. Es ging bei den Überlegungen wie immer um des deutschen Politikers liebstes Thema: Einsparungen. Einsparungen bei gleichzeitiger Bezugserhöhung. Das ist aber ein anderes Thema.

Unsere Landesregierung will rund 400 Richter und Staatsanwaltschaftsstellen streichen. Gleichzeitig nimmt die Zahl der Wirtschaftsdelikte zu. Zudem kommt, dass sich Jura und BWL schon immer spinnefeind waren. Klar, bei BWL gilt der Grundsatz: Ich will alles haben und nix dafür geben. Das stößt bei den Rechtsgelehrten auf Widerstand. Die wollen zwar auch alles haben aber mit rechten Mitteln.
Weil beide Themen soviel Entscheidungsspielraum lassen, befassen sich die meisten BGB-Jünger nicht mit dem kleinen aber feinen Bereich HGB. Sprich, in einem Kriminalbereich mit steigenden Zuwachsraten, in deren Fällen es gerne mal schon um 3stellige Millionenbeträge geht, gibt es zu wenige Leute, die sich im rechtlichen Bereich dort auskennen.
Jetzt nehmen wir noch die Aussage eines nicht unbedeutenden Kopfes der Weltwirtschaft dazu, ich darf da Alan Greenspan zitieren: „Ich weiß nicht welches das größere Verbrechen ist; eine Bank auszurauben, oder eine Bank zu gründen… „
Das gibt einem zu denken.
Die ganzen Ganoven die sich mit Raub/Erpressung/Diebstahl befassen, sind ja dann eigentlich nur die Proletariatsvariante des Verbrechens. Sozusagen die Malocher. Mit gezogener Waffe eine Tankstelle ausrauben kann ja jeder Vollidiot. Mal abgesehen davon, dass Tankstellen mittlerweile ähnlich gut gesichert sind wie Banken. Wenn ich einen Laden überfallen wollen würde, würde ich Floristen oder Reinigungen ausrauben. Jeden zweiten Tag einen Blumenladen oder eine Wäscherei hochnehmen und es gibt einen guten Wochenschnitt. Wäre aber nur die dumme Variante.

Die intelligente Variante ist Wirtschaftskriminalität. Und eine Lohnendere dazu. Warum?
Nun ganz klar. Nehmen wir an, sie wollen gerade genug haben für ein zwei Südseeurlaub im Jahr und alle 2 Jahre ein neues Sternchenfahrzeug und schnellstens ein neues Haus. Man ist ja bescheiden.
Sie brauchen dafür ein marodes kleines Unternehmen. Eine mittelständische Bude, die wegen Versäumnissen des Vorbesitzers den Bach runter geht. Am besten der Region angepasst. In unserem Fall einen Metallbetrieb. Sie übernehmen also diesen Betrieb. Voller Stolz, weil sie Arbeitsplätze retten, erhalten sie Rückendeckung der örtlichen Politik. Sie verschaffen ihnen Bürgschaften und Referenzen wenn sie lostingeln und sich Geld besorgen. Und sie werden Geld erhalten. Sie treten auf, als wenn sie Geld erhalten. Marke Schneider (Die Peanuts liegen Ackermann noch heute schwer im Magen) Sie treten nicht auf, als wenn sie Geld nötig hätten. Sie wollen keine Imbissbude eröffnen sie wollen ein Unternehmen wieder auf Kurs bringen. Sie erhalten aus vielen Förderungstöpfen Geld. Die EU ist da sehr spendabel habe ich mir sagen lassen.
Gesagt, getan. Der Betrieb muss modernisiert werden. Dafür brauchen sie Maschinen. Diese Maschinen müssen sie nicht sofort bezahlen. Wenn sie dann nicht ganz strunz dumm sind schaffen sie es vielleicht sogar zuerst schwarze Zahlen zu schreiben. Und stellen neue Leute ein oder verleiben sich den zweiten abbruchreifen Betreib ein. Dann können sie sich entspannt zurücklegen und ab und an aus der Portokasse in den Urlaub fliegen. Besonders wenn sie die Mitarbeitermarke von 100 überschritten haben.
Natürlich will man hier kein genaues HOW-TO geben.

Grob umrissen fahren sie den neu angestrichenen Bus(ihre Firma) mit 120 km/h stilvoll gegen die Mauer. Kurz vor dem Aufprall überschreiben sie ihr komplettes Privatvermögen auf Kinder/Partner/Verwandtschaft. Dann macht es Rumms! und sie müssen sich erst einmal mit den Gläubigern herumschlagen. DIES ist nun der erste und einzige Zeitpunkt, wo es hart werden kann. Herr Doktor Meier von der Bank, den sie erst kürzlich noch im ortsansässigen Bordell ausgehalten haben, will nun Geld von ihnen sehen.

Kann er wollen, bekommen wird er nix. Es kommt zum Verfahren wegen Konkursbetrug. Sie werden verurteilt, bekommen Bewährung, dürfen erst einmal keine Firma eröffnen aber es juckt sie auch nicht. Das Haus steht, die Autos werden alle 2 Jahre erneuert und der Urlaub ist auch gesichert.
Der Wirtschaftsdeliktweg ist so vielfältig und herrlich lohnend. Die ganzen Bankräuber müssen doch einen an der Schüssel haben. Und das Beste: nur gut ein Drittel der Fälle wird überhaupt zum Prozess gebracht. Und von den Prozessfähigen Delikten wird nur kleiner Teil auch zum Abschluss gebracht. Weil Personal fehlt. Erstmal generell und zweitens auch noch fachlich. Nicht umsonst ist Wirtschaftsrecht auf sämtlichen Fachhochschulen gut besucht. Ich wette der Anteil der kommenden Juristen die anklagen wollen und derjenigen, dich sich Tipps für später holen wollen beläuft sich auf 50/50.
Herrlich. Man kann Scheiße bauen, Millionen mit einem Lächeln in die Kameras abgreifen und sich sicher sein, dass man die nächsten Jahre unbehelligt bleibt. Und selbst wenn man verurteilt wird. Haftstrafen sind so dermaßen selten und wenn, dann ist es meist auch nur offener Vollzug.
Mein Traumziel ist gesetzt, ich studiere schon die Gewerbeobjektsanzeigen und öffentlichen Mitteillungen des Handelsregisters……..

1 Kommentar:

secretVm hat gesagt…

Wahnsinns text! humorvoll, teilweise ironisch, aber schlicht und einfach wahr!