01.07.2007

Forenblog

Forenblog

Foren sind grundsätzlich etwas Gutes. Aus dem Lateineischen entnommen, wo Forum ja Marktplatz bedeutet, trifft man sich zu einem Plausch und unterhält sich über alles oder Gott und die Welt. Damit das Ganze nicht in wüsten Beschimpfungen ausartet sondern moderat bleibt, gibt es (meistens) Freiwillige, die dafür sorgen, dass es auch so bleibt. Diese nennt man Moderatoren.

Die Leute, die sozusagen den Gott-Status haben nennen sich Administratoren. Auch hier haben die Computer-Nerds wieder bei dem Lateinischen geklaut- administrare bedeutet (wir alten Lateiner, wissen es ja schon) Verwalten. Sie sind sozusagen die Verwaltungschefs, die die Abteilungsleiter (Moderatoren) überwachen und im Gesamtgeschehen eingreifen, nach den Regeln des Betreibers des Forums.

Meistens besteht so ein Forum ja dadurch, dass andere Menschen ein Problem haben, welches sie gerne lösen würden. Microsoft hat unbewusst Hunderten Menschen dazu geholfen, aus ihrer Tristesse hinaus zu finden, weil sie nun in irgendwelchen Foren mit ihrem Wissen glänzen können. Diese Leute sind nützlich und tun Gutes.

Es gibt auch Spieleforen. Zu jedem Spiel gibt es ein Forum. Natürlich auch zu der Menge an Onlinespielen. An sich eine nützliche Einrichtung denn die wenigsten Computersysteme sind gleich.

Nun spielen die meisten Menschen, sie stimmen mir da vielleicht zu, aus dem Zeitvertreib heraus.

Das Thema Langweile ist an sich kein Thema mehr. Wenn man heutzutage will, kann man der Langeweile schnellstens entfliehen. Manche flüchten sogar schon vor sich selber. Auch das ist bei näherer Betrachtung und Analyse der Person verständlich.

Wenn jemand sein Spiel so gerne spielt, dass er einen Großteil seiner Freizeit dafür opfert und sein Spiel immer weiter optimieren will, dann mutiert dieser ehemalige Freizeitspieler zu einem Profispieler. In Vereinen ist das so. Wer in dem Spiel gut ist, schafft es unter Umständen sogar eine Profikarriere aufzubauen und damit dann seinen Lebensunterhalt verdienen zu können. Oder er macht es aus purer Überzeugung hinaus, weil er weiß, dass sein Hallenhalma nie solche Sponsorenverträge wie in der F1 oder beim Fußball mit sich zieht.

Es gibt aber etwas Neues. Es gibt ja Computerspiele. Diese können auch online gespielt werden. Also gibt es Onlinespieler. In den unschuldigen Zeiten des Onlinespieles war es sozusagen das Paradies in 1/0. Weil alle gleich waren, oder sich nur rudimentär unterschieden, durch ihren Zeitaufwand, den sie online verbrachten. Was alle Onlinespieler damals in der guten alten Zeit vereinte, war die Abneigung gegen Cheats. Also Tricks und Kniffe wie man sich Vorteile gegenüber seinem Mitspieler verschaffte. Und gegen die „sich berufen fühlenden“ die sämtliche Listen auswendig kannten und zu allem etwas zu sagen hatte. Ausser es ging ums zwischenmenschliche. Da versagten die meisten und tun es noch heute.

Neu hinzugekommene Spieler wurden erst einmal auf Herz und Nieren geprüft, sprich ihre Zugehörigkeit zum internen Kreis der Onlinespieler wurde valutiert. Wer vorher ausschließlich Egoshooter- Spiele spielte oder Fan der Produkte aus dem Hause Schneesturm war, war halt kein Dazugehöriger, sondern ein belächelnswerter Kleinidiot. Auch nicht alle, aber leider doch ein Großteil. Aber ich schweife ab.

Nun gibt es ja Menschen die vor dem Schirm meist schon so unscheinbar sind, dass sie wenigstens in ihrem Hobby etwas darstellen wollen. Eine Möglichkeit dazu bot sich diesen armen Wichteln, als sich herauskristallisierte, dass wenn man länger zusammen gegen andere spielt, die Belohnung größer ausfällt. Und schwupp, schnappte die Pawlow’sche Falle zu.

Angelockt durch den Erfolg, umschwirrten diese durchaus elitär zu nennenden Gruppierungen alsbald eine Menge Speichellecker. Durch Mund-zu-Mund-Propaganda kamen immer mehr der ehemals verpönten Nichtzahlergemeinde zu diesem Spiel. Die Schlange hatte sozusagen zugeschlagen. Denn es kann der beste Mensch in Frieden nicht sein,……aber wir wollen ja nicht religiös werden. Wenn sie einen leichten Klageton feststellen, werter Leser, so hängt das damit zusammen, dass man auf einmal Kontakt zu Leuten hatte, die man auf der Straße nicht einmal bemerken würde.

Die Art von Leuten, die sich selber so unwichtig empfinden, dass ihnen jede Möglichkeit zur Profilierung recht ist. Die dann sinnlose Blogs schreiben…. .

Nein es geht mir eher darum, dass sich, um einen verständlichen Vergleich zu bemühen, aus der illustren Gruppe der Hobbygärtner die Schrebergärtner abspalteten.

Schrebergärtner wollen unter sich bleiben. Das wird zum einen dadurch klar, dass sie Hecken um ihr Terrain ziehen und das Ganze absperren mit einem Eisentor auf dem dann der Name der Kolonie steht. Alleine schon der Begriff Kolonie ist etwas herrlich Amüsantes in dem Zusammenhang. Kenn ich sonst nur von Bienen oder Ameisen. Gut, ist man beim Bildungsniveau und Intelligenzquotient ja wieder auf einem Level.

Aus dem System des Schrebergartens wurden übrigens auch gewisse Lager adaptiert. Deutlich sind die Gemeinsamkeiten der Parzellenaufteilung, der Eisentore mit Spruch und der Regeln. Der Mensch an sich und der Deutsche im Speziellen kommen ohne Regeln nicht aus. Regeln machen alles so viel einfacher. Wer vorher schon Schwierigkeiten hatte, geradeaus zu laufen und mehr als 2 Verben in einem Satz zu verpacken, fühlt sich durch Regeln sicher genug. Dann weiß die Amöbe wenigstens was sie zu tun und zu lassen hat. Unser Schrebergarten steht. Man hat sich auf ein Areal geeinigt, welches einem die öffentliche hand zur Verfügung stellte und kann seinem Hobby fernab von all den Vorgartenluschen und Hinterhofweicheiern frönen. Man ist sozusagen endlich dem Mainstream entflohen und kann nun endlich seine Passion bis ins kleinste Detail ausleben.

Eine Regel (nach intensiver Recherche fand ich es heraus) besagt, dass die Nachbarn sich in ihrem Pflanzwahn auch darum bemühen müssen, dass ihre Pflanzen die des Nachbarn nicht addieren in Wurzelmasse und Lichtbedarf. Das also Garten A neben Garten B schön fein säuberlich getrennt ist.

Die Grundaufteilung ist sowieso klar und hat sich so eingebürgert. Es darf höchstens mal an Feinheiten variiert werden. Alles läuft seinen Gang und man weiß, was man zu erwarten hat. Was für Menschen finden Schrebergärten toll? Nun, genau das Bild welches sie gerade beim Lesen vor sich sehen, habe auch ich vor Augen.

Kleine graue, gramgebeugte Männlein, die meistens eher mäßig gebildet sind. Die Bildzeitung herrscht hier vor. Feuilleton findet man hier genauso wenig wie eigene Meinungen. Alles hat hier seinen gewohnten Gang zu gehen. Im Erblühen der Forsitzien findet der Schrebergärtner seine Bestimmung und sein Heil. Und wehe einer will ihm da hineinreden. Hat er es sich doch gerade so kuschelig in seiner Laube gemacht und fühlt sich wohl unter den 100 anderen Gleichgesinnten.

Gut es gibt durchaus auch Ausnahmen darunter. Aber von 100 Schrebergärtnern erfüllen 90 das Klischee.

Biologisch gesehen herrscht in Schrebergärten eher ein Biotod anstatt eines Biotops. Denn Natur lässt sich bekanntlich nicht in Grenzen verpacken und zurechtstutzen.

Aber gut, wie der Herr so’ s Gscherr. Wer selber nicht blüht, kann andere auch nicht zum Leben erwecken. Tief drin wissen sie es, aber ihre Existenznot zwingt sie dazu, es immer wieder abzustreiten.

Da freuen sie sich die Schrebergärtner und begrüßen erst einmal jeden Neujünger mit einem großen Hallo. Aber wehe, der Neuankömmling hält sich nicht an die Regeln. Regeln die irgendwann mal aufgestellt wurden. Diese Regeln erfüllten irgendwann einmal ihren Zweck, Da diente der Schrebergarten aber auch noch zum Nahrungserwerb neben der Industriearbeit.

Diese Regeln wurden von einem kleinen Mann mit einer piepsigen Stimme vehement verteidigt und auf einen ideologischen Stand erhoben, die die Bibel Prosa straft. Wohlgemerkt, macht sich die Gemeinschaft in der Gemeinschaft ja nur das Gemeingut zu nutze. Luft/Wasser/Sonne ist ein Allgemeingut. Im Allgemeinen. Wehe jemand anders neben der Kleingartenkolonie versucht aber auch seine Parzelle zu bewirtschaften. Im Speziellen- Womöglich noch in Form eines ordinären Hausgartens mit Wildblumenwiese die nur zweimal im Jahr gemäht wird. Dann ist das Geschrei groß und Richter werden bemüht. Am besten noch solche die selber ihr spießiges Kleingartenimage pflegen. Da wird schon Tabularasa heraus gerupft was das Gesamtbild der Ordnung und Sauberkeit stört.

In Foren könnte man so etwas durchaus Faschismus nennen. Leider wissen die meisten Schrebergärtner nicht, was Faschismus bedeutet. Außer, dass er irgendwann einmal auch etwas Gutes hatte. Selber finden die wenigsten Schrebergärtner aus ihrem Los heraus. Sondern verweilen ewig in ihrer unkreativen ungebildeten Spießigkeit. Will man ihnen ihr Verhalten aufzeigen, fühlen sie sich direkt stark gekränkt, ist neidisch (auf was bitte?) und überhaupt. Gut, dass es noch andere Marktplatzbereiche gibt auf denen sich normale Menschen über Normales unterhalten können. Bedauerlich, dass sich Menschen so freiwillig in die Stupidität verabschieden. Aber es muss auch Fusshupen auf dieser Erde geben, damit die Bildung den Grund findet, wozu sie da ist.

Alles Gute

Gemaux

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