08.04.2007

Eierblog

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Osterzeit, Frühlingszeit, Feierzeit!

Na haben sie auch schon bunte Eier? Die gab es ja schon kurz nach Karneval zu kaufen. Im großen Supermarkt bei uns um die Ecke durfte ich bei der Sonderstellfläche einem Schauspiel beiwohnen, welches sprichwörtlich ist.

Die Silvesterdeko fiel nahtlos der anschließenden Karnevalsdeko zum Opfer. Diese durfte das Feld dann der Osterdeko räumen. Das geschah an Veilchendienstag.

Nun kennen wir das ja alle und die Marketingstrategen haben sich bestimmt auch etwas dabei gedacht, uns auf die bevorstehenden Feiertage hinzuweisen. Sie katapultieren den Kaufwilligen sozusagen in die jeweilige Stimmung. Also denjenigen, der auch denkt das Hühner 6 Beine haben, weil ja immer 6 Schenkel in einer Packung sind. Davon gibt es übrigens eine Menge. Laut neuester Studie denken viele Jugendliche, dass Hühner 6 Beine haben. Man ekelt sich, während man Selbige aus der Tüte trinkt, über den Inhalt der Kuheuter. Und den Unterschied zwischen Kaninchen und Hasen wissen sowieso die wenigsten. Haben wir doch die Industrie die uns so vieles abnimmt.

Und sollten wir doch einmal überlegen, haben wir unsere Verwaltungsakrobaten aus Brüssel, die uns wieder befreien von unsinnigen Verordnungen. Der Verpackungsordnung zum Beispiel.

Vorher konnten sie ohne nachzudenken, durch den Supermarkt beim Einkaufen und bekamen 250g Butter für 90Cent. Heute können sie Glück haben wenn 210g Butter nur 1€ kosten.

Denn die Firmen müssen sich nicht mehr an die Verpackungsgrößen halten. Wo vorher 100g drin waren sind heute nur noch 90g drin, dafür wollen sie aber 10Cent mehr haben.

War ein kleines Thema. Und wurde von den Lobbyisten in Berlin sehr schnell klein gemacht. Eine Woche dauerte die mediale Aufschreiorgie, dann wurde es still. Klar, ich kann ja nicht einerseits die Werbeeinnahmen kassieren und dann in einer Hinterhofreportage mitteilen, dass mein Sponsor die Verpackungsgröße kleiner hält zum selben Preis.

Ein Edeka-Geschäft um die Ecke macht sich die Mühe und deklariert beim Eintritt in den Laden, die Hersteller die ihren Inhalt verringert haben. Großartig! Revolution!! Ein soziales Gewissen beim Einzelhandel!

Nie vermutet und daher so überraschend spektakulär. Diese heroische Einstellung hielt sage und schreibe 4 Monate. Da keine Nachfolgeregelung bekannt wurde, kann man zumindest noch vom Überleben des Edekamarktleiters ausgehen.

Hier in meiner Region frönt man noch einem heidnischen Brauchtum. Dem Osterfeuer. Eines der letzen Dinge die die katholische Kirche sich zu nutzen gemacht hat um die heidnischen Germanen auf ihre Seite zu ziehen. Früher sollen ja auch gerne mal die ersten Missionare mit ins Osterfeuer gegangen worden sein, damit der Frühling noch ein wenig schneller von statten geht und der Winter endlich abhaut.

In unserem Nachbarland Österreich sollen diese Feuer nun übrigens demnächst nur noch mit außerordentlicher Genehmigung stattfinden. Als Begründung wird der Umweltschutz vorgeschoben. Und, natürlich, die Sicherheit.

Ach was waren das für harte Zeiten, als wir noch an cadmiumhaltigen Bettlacken lecken mussten, das Risiko der Steckdose und der Herdplatte hatten, als wir noch ohne Helm und Schoner Rollschuh und Fahrradfahren lernen mussten. Als unsere Eltern auf uns aufpassen mussten und uns erzogen haben, anstatt der Industrie und dem Staat ihre Mündigkeit zu überlassen.

Ja, die Kinder werden zum Spielen auf die Autobahn geschickt und hinterher jammern sie dann über die Politik die den bösen Autofahrern erlaubt hat, dort so schnell zu fahren.

Es dauert nicht mehr lange, dann wird dieses Zusammenkommen beim flackernden Schein eines 10 Meter hohen Holzturms auch hier nur noch mit Brauchtumspflege -Genehmigung möglich sein. Überhaupt strengen sich die Herren Stadträte ja an, den Wust behördlicher Regulierungen zu verringern.

Düsseldorf hat sich da wieder ein Paradestück geliefert.

Wer früher aus seinem Keller ein Märklinreperaturstudio machen wollte, brauchte eine Nutzungsänderungsgenehmigung. Diese konnte mitunter dauern. Und wurde auch schon mal abgelehnt.

Was eine gerade gegründete Existenz schnell zerstören konnte.

Aus diesem hehren Ziel der Wirtschaftsförderung hat die Bezirksregierung in D’dorf nun eine genehmigungsfreie Regelung gemacht. Sprich, innerhalb von zwei Wochen hat eine Nutzungsänderung genehmigt worden zu sein. Wobei sie vorher nur anzuzeigen ist.

Wenn sie also im Regierungsbezirk Düsseldorf nun aus ihrem Wohnzimmer im Erdgeschoss einen Kiosk machen wollen , dann nur zu. Beachten sie aber bitte, ihre Nutzungsänderungsanzeige im städtischen Kindergarten abzugeben. In der Verordnung steht nämlich nur, dass die Anzeige bei der Stadt eingegangen sein muss. Ob der Stempel vom Kindergarten oder Müllverbrennung ist, ist daher egal.

Die Damen und Herren der Bauaufsicht freuen sich darauf, ihren Antrag schnellstmöglich auf dem Tisch zu haben. Denn wenn etwas nicht passt - in dieser Anzeige/Antrag -muss der Widerspruch der Genehmigung vor dem Bezirksgericht landen und entschieden werden. Innerhalb von zwei Wochen nach Eingang.

Wie lange ihre Nutzungsänderungsanzeige vom Stadtteilkindergarten zur Bauaufsicht benötigt, konnten sie ja bestimmt schon mal testen, wenn sie einen anderen Antrag falsch abgegeben haben.

Ich sehe eine Vielzahl von Hinterhofsonnen-/Nagelstudios und Kiosken auf uns zu rollen.

Wieder ein Paradebeispiel über die Nietenanzahl in der judikativen/legislativen Ebene.

Zurück zum Osterfeuer.

Während man also beim Bierchen und Jägermeister mit der Grillwurst und selbst gemachtem Nudelsalat die Ankunft des Frühlings feiert, lausche ich einem jungen Pärchen bei einer Unterhaltung.

Beide sind sich nicht ganz sicher, ob Jesus nun gekreuzigt wurde und drei Tage am Kreuz lebte bevor er in den Himmel fuhr oder was so passiert ist, dass man auf die drei Osterfeiertage kommt.

Ich stelle, hilfreich wie ich bin und weil ich ja noch Religionsunterricht in der Schule hatte, klar, dass der Karfreitag der Kreuzigungs- und Sterbetag von Jesus ist und er am dritten Tage von den toten auferstanden ist. Deswegen die Osterfeiertage.

Bedenken seitens des männlichen Parts des debilen Duos (hip zwar, aber ganz schön blöd) das er meint, dass Jesus drei Tage am Kreuz hing bevor er ablebte, räume ich mit einem cineastischen Beispiel ein. Die Passion Christi von Mel Gibson. Ein Film den ich , bei aller Kritik nah an der Wirklichkeit gemacht finde. Allein die Wahl, die Charaktere in Aramäisch und Latein sprechen zu lassen fand ich hervorragend.

Oh, da hatte ich ja etwas gesagt. Von ihrer Seite kommt ein schnippisches „so einen antisemitischen Dreck schauen wir nicht“

Sofort wird mir klar, dass man es hier mit jugendlichem Pathos zu tun hat. Zwar keine Ahnung von der biblischen Geschichte, aber zumindest hat es gehört, dass jemand Mel Gibson Antisemitismus vorgeworfen hat, in Bezug auf den Film.

Und wer war das? Natürlich ein Jude. Weil die sich sofort und generell aufregen und Antisemitismus schreien, sobald es auch einen Hauch in Richtung jüdische Geschichte geht. Unerheblich, bei unserer Vergangenheit auf die Tatsache zu verweisen, dass in Jerusalem zu der damaligen Zeit halt Juden lebten und somit diejenigen waren, die Christus ans Kreuz geliefert hatten. Wir Deutschen haben nun mal nicht das Recht, einen Film nach seiner Requisite, seinen historischen Anspruch, seinen Darstellern zu beurteilen. Es geht gegen Juden, deswegen ist der Film antisemitisch.

Während in mir bei soviel Debilität die Galle hoch kommt, weise ich süffisant darauf hin, dass eine Meinung nur dann gut ist, wenn sie auf zumindest auf einer sicheren Basis steht und wenn sie den Film geschaut hätten, ,sie über ihr kleinliches Problem wie der Ostergeschichte besser Bescheid wüssten.

Vielleicht hätte ich besser eine Bibel besorgt und sie den beiden zum Lesen mitgegeben. ODer besser noch, als Hörbuch.

Als sie dann noch von drei anderen Seiten Kontra bekamen, schlichen sie nicht mehr so cool ihrer Wege. Da taten mir das billige Stückchen Fickfleisch und ihr angeranzter Stecher ja schon wieder ein wenig leid. Wie schnell die Coolness doch verschwindet, wenn man auf einmal mit seiner eigenen Debilität konfrontiert wird. Aber das Problem ist wieder ein anderes.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

"Und wer war das? Natürlich ein Jude. Weil die sich sofort und generell aufregen und Antisemitismus schreien, sobald es auch einen Hauch in Richtung jüdische Geschichte geht."

Rrrrichtig! Chrr, de Jodn! So sind se, und zwar alle!
So dumm die reflexhafte Ablehnung von Gibsons Jesusgeschwurbel auch ist - was Du hier schreibst, ist noch dümmer.
Billige Verallgemeinerungen, ein Schreibstil, der irgendwo zwischen Franz-Josef Wagner und Pim Fortuyn liegt, gemischt mit einem gesundem Selbstbewusstsein - Du bist Deutschland, mein FrOInd.

Küsschen,
timsen

Anonym hat gesagt…

"Du bist Deutschland, mein FrOInd.

Küsschen,
timsen"

Würden wir in der selben Firma arbeiten, würde ich dich wohl als betriebsblind abstempeln.

Diese Metapher wird sicherlich nur für eine kurze Beschäftigung der Gehirnzellen bei meinem hochgeistigen und über alle Maße überlegenen Adressaten ausreichen, wenn man dessen leicht überheblicher Selbsteinschätzung -vermittelt durch nur einen Satz - Glauben schenken darf.


Ganz besonders hat mir doch noch dieses kleine Wortspiel am Ende gefallen. Bei einer solch ablehnden Haltung, vermischt mit einer Spitze in dieser Art und Weise, lässt michh das auf einen sehr geringen Erfahrungsschatz im direkten Kontakt mit der Materie schließen. Ich hab 'mal gehört ... usw. usf. etc. pp. und manifestiere diese Drittmeinung in mir selbst.

Viel Glück bei der Suche nach dem Rückgrat du Pimpf.
;-)

Hochachtungsvoll
Chartbreaker

Gemauxs Bloghütte hat gesagt…

@Timsen...oder Timmäh?

Vielen Dank, daß ich dir Kurzweil durch Lesen bereiten durfte.
Auch bin ich zutiefst berührt, daß mich gleichsetzt mit populären Personen, die durchaus schon gut verkaufte Literatur verkauft haben.

Natürlich haben Juden den Film zuerst kritisiert. Haben sie doch eine neuerliche Antisemitismuswelle befürchtet nach der Ausstrahlung. Sehr diffiziles Thema. Lohnt hier aber nicht.
Leider muss ich dich enttäuschen. OI war nie meine Richtung. Eher SHARP. Und ich bin auch eher heterogen eingestellt, wesewegen ich dein Küsschenangebot aus mir selbst auferlegten Vorliebensgründen ablehnen muss.+
Ich hoffe du wirst deine Erfüllung irgendwann finden,

Gruß
Gemaux

Gemauxs Bloghütte hat gesagt…

Na holla, da sind mir oben doch einige Tippfehler und grammatikalische Schnitzer passiert die ich dem bösen Alkohol zuschreiben muss.

Zur Bekämpfung des bösen Ethanols begebe ich mich nun zu Bett.