09.08.2007

Märchenstunde

Es war einmal ein Männchen, dass da hieß Puscheltim. Puscheltim hatte nie so richtig viele Freunde und war auch immer sehr alleine. Seine Eltern hatten ihm aber, kurz bevor sie aus seinem Leben verschwanden und ihn allein in seinem Zimmerchen ließen, eine magische Kiste vermacht.

Puscheltim konnte bisher nicht viel in seinem Leben. War er doch auch noch so jung. Ja, er hatte schon viel von den anderen gehört, die in den Pausen immer von solchen Sachen wie Tanzen, Feiern und Spaß haben geredet hatten. Und einmal hatte er sogar von ominösen Dingen wie Frauen und Mädchen gehört. Und das man mit denen, jetzt wo man erwachsen wurde, auch ganz doll viel Spaß haben kann. Bisher hatte Puscheltim immer nur gedacht, dass Haare ziehen und lachend mit dem Finger auf Mädchen zeigen das Einzige wäre, was man mit denen machen kann.

Puscheltim ging darauf hin nachdenklich nach Hause und betrachtete sich im Spiegel. Er fragte sich Tag für Tag ob noch etwas anderes aus den dicken roten Pickeln in seinem Gesicht kommen würde, als gelber ekliger Eiter. Vielleicht Haare? Hoffentlich keine Federn. Obwohl ihn dann mal bestimmt jemand beachten würde.

Denn Puscheltim war sehr allein. Ja - nicht einmal seine Eltern beachteten ihn mehr, seit dem sie ihm den magischen Kasten geschenkt hatten. Draußen auf der Strasse und in der Schule wollte eh keiner mit ihm spielen. Das machte den Puscheltim ganz traurig. Aber er hatte ja seinen magischen Kasten.

Mit dieser magischen Kiste konnte Puscheltim aus seinem Zimmerchen hinaus mit anderen Menschen reden.

Dies freute den Puscheltim. Denn niemand sah ihn und trotzdem unterhielten sich Leute mit ihm. Und so spielte er vergnügt mit seinem magischen Kasten, bis eines Tages eine mystische Gestalt auf Puscheltim zuging. Diese Gestalt strahlte für Puscheltim in hellstem Licht.

Das Lichtwesen stand vor Puscheltim und lächelte ihn gütig an.

„Armer Puscheltim“ sagte die Lichtgestalt mit gütiger Stimme.

„Keiner spielt mit dir hier draußen an der frischen Luft. Und keine Freundin die dafür sorgt, dass du morgens nicht mehr die klebrigen Hände waschen musst. Ich habe hier die Erlösung für dich, aber sei vorsichtig mit deiner Wahl, denn sie könnte dich von deinem jetzigen dunklen Zeitalter nur in ein anderes dunkles Zeitalter führen.“

Und die Lichtgestalt gab ihm ein kleines schillerndes Teil, das haargenau in eine Öffnung von dem magischen Kasten passte.

Und Puscheltim sah ein mystisches Symbol aufleuchten an seinem magischen Kasten. Und er berührte ein Symbol, welches wie ein Hammer aussah.

Plötzlich zog es den Puscheltim in eine Welt die er nie zuvor gesehen hatte. Und wie er rannten auch ganz viele andere in dieser Welt herum. Und das freute den Puscheltim, denn in dieser Welt konnte er vorgeben, ein großer starker Troll zu sein, der sehr viel Respekt verdient. Und durch Zufall traf der Puscheltim noch ein paar andere, die den Puscheltim ja so nicht kannten wie er ausserhalb dieses Spiels war, sondern nur so wie er in dieser Welt aussah und was er dort redete. Und der Puscheltim traf diese anderen häufig. Das freute den Puscheltim, denn endlich hatte er Freunde gefunden, die wie er in dieser Welt spielen wollten.

Und der Puscheltim fand sich immer besser in dieser Welt zurecht. Ja, er und seine Mitspieler unterhielten sich sogar schon mit richtigen Stimmen. Und der Puscheltim träumte davon, dass diese Stimmen real vor ihm stehen würden. Aber im Moment reichte es ihm schon, dass seine „Freunde“ wie er sie gerne nannte, immer dann spielten, wenn er spielte. Und das sie ihn auch immer gerne mitnahmen.

Und der Puscheltim begann sich endlich für jemanden zu halten. Ja die so wie er spielten behandelten ihn endlich wie einen der ihren.

Und dann eines Tages, fand der Puschel einen großen Platz, auf dem sich hunderte andere der Spieler dieses Spiels befanden und über alles Mögliche redeten.

Und der Puscheltim stellte sich auf diesen Platz und fand, dass ihm alle endlich die nötige Anerkennung schuldeten, die er ja schließlich verdiente. Nun wo er einen starken großen Troll darstellte. Einige taten das sogar, weil sie den Puscheltim anhimmelten. Hatten sie ja im Spiel gesehen, was er mit seinen Freunden alles schafft. Gut, alleine hatte ihn noch keiner etwas schaffen sehen, aber das war Puscheltim auch egal. HAtte er doch endlich einmal SEINE Freunde.

Denn Puscheltim hatte Leute gefunden die genauso spielten wie er. Und das freute den Puscheltim umso mehr. Und viele von denen dachten auch, dass sie nun etwas ganz Besonderes wären. Wo sie doch ein Spiel so toll beherrschten.

Doch einige auf diesem Marktplatz lachten den Puscheltim aus. Ja sie wollten einfach nicht einsehen, warum er doch jetzt so ein toller Mensch ist. Aber sie lachten und lachten. Und der Puscheltim fand dies gar nicht schön, weil es ihn so sehr an die Zeit erinnerte bevor er das Spiel spielen durfte.

Und dann eines Tages geschah das Unfassbare. Seine Freunde fanden das Spiel doof und verließen den armen armen Puscheltim und ließen ihn ganz alleine im Spiel zurück. JA nicht nur das, seine Freunde fanden sogar, dass die die den Puscheltim auslachten, gar nicht so schlimm sind. Hatten sie die Lacher doch mal kennen gelernt und sogar mit ihnen gelacht.

Das schmetterte den Puscheltim zu Boden und grämte ihn gar sehr. Das konnte er nicht verstehen. Warum hatten sie ihn verlassen und warum lachten wieder alle über ihn. Und so hüpfte er Zeter und Mordio kreischend um den magischen Kasten und weinte ein ums andere Mal.

Und wenn er nicht gestorben ist, dann spielt noch mit wutverzerrtem Gesicht das Spiel. Denn es ist das Einzige, was ihm ab und zu glauben lässt, dass er etwas ganz Besonderes wäre. Und er wartet bis heute mit Zähneknirschen darauf, dass er auch auf dem Marktplatz mal ernst genommen wird.

Keine Kommentare: