16.08.2007

Namenschilder

Namensschilder. Meist finden sich Vertreter dieser Ausweisform in säuberlich gedruckter Form auf der linken Seite von Bürotüren. Oder halt äquivalent auf der Trennwand in Großraumbüros.

Durchaus auch in Fettschmieden und sonstigen verfranchisten Nahrungserwerbsstätten auf der Herzseite des jeweiligen Mitarbeiters. Während Ersteres noch durchaus relevant und von Nutzen ist, interessiert es zum Beispiel nur noch rudimentär wie die Pattywenderin da heißt, die einem das Menu mehr oder weniger eingeübt in die mit Piktogrammen versehene Kasse tippt. Sozusagen der Fluch der Dienstleistung. Namenschilder finden sich auch dort, wo man durchaus gerne den Namen des jeweiligen Bediensteten benötigt.

Dann gibt es noch eine Art Namenschilder die ich gerne als Informationsmüll bezeichne.

Und zwar die an Autos. Neuerdings werden immer mehr Namenschilder mit dem jeweiligen Namen des Fahrers an die Heckscheibe genapft. Wo früher die Aufkleber von Phantasialand und Fort Fun prangerten, saugt sich nun eine Chantal oder ein Kevin fest. Oder halt Uschi und Peter. Neben den "Max fährt mit!" Aufklebern.

Auslöser dieser debilen Modeerscheinung war höchstwahrscheinlich Alois B. Kloppt. Alois war Fernfahrer und es leid, dass die einzigen Menschen die seinen Namen kannten die unfreundlichen Typen an der Laderampe der Warenannahme waren.

Man kennt diese Leute. Meist von eher niederem Bildungsgrad, sehr oft mies gelaunt und selten interessiert an dem was sie tun. Stundenabsitzer halt.

Während meiner Studienzeit durfte ich mal aushilfsweise für den DPD fahren. Da gab es einen kleineren Betrieb der Türbeschläge produzierte oder veredelte oder irgendwas. Auf jeden Fall hingen in der Halle vor des Chefs’ Büro an mehreren Schauständern Türbeschläge, Buchstaben für Grabsteine etc. Also lag die Vermutung nahe, dass die Firma in der Metallverarbeitung/-veredelung tätig ist. Während ich also mit zwei Paketen an der Laderampe stand und darauf wartete, dass mich ein freundlicher Mensch begrüßte und mir freudestrahlend diese Anlieferung abzeichnen würde, damit ich meinen Weg fortsetzen kann…..wartete ich.

Ich wartete ziemlich lange. Nun sieht das Schedule eines Paketboten nicht gerade Müßiggang und Zeitverschwendung vor. Also wurde ich ungeduldig und fragte den, in 6 Meter Entfernung von mir sitzenden Menschen mit dem Hygieneanspruch eines sizilianischen Hafenarbeiters (zumindest was Rasieren der Körperbehaarung betraf), ob er mir freundlicherweise ein Autogramm geben könnte, weil er doch ähnlich aussehen würde wie Ivan Rebroff in seinen besten Zeiten. Ich erntete ein “nicht für zuständig“ und keinen Lacher für den, zugegebenermassen, schlechten Spruch.

Also betrat ich die Lagerhalle/Werkhalle und fragte, wer für die Warenannahme zuständig wäre. 30 Leute wendeten ihre Blicke von mir ab, als ob ich gerade vom Papst exkommuniziert worden wäre.

Also ging ich schnurstracks durch die Werkhalle Richtung Büro und sah auf dem Namensschild stehen:“ A. !!!!?!?! (keine Namen bitte) –Geschäftsführer.

Ein Mann von Format, Vermögen, Weisheit und Integrität und mir zum Ideal reichender Mensch dachte ich, klopfte zweimal (gute Bekannte und Freunde klopfen/schellen immer zweimal) , trat ein und stellte mich einem genüsslich am Brötchen kauenden Menschen mit den Worten „Dxxxxx Xxxxxx , DPD, sind sie zuständig und fähig mir die Annahme von zwei Paketen abzuzeichnen?“

Der gute Herr schluckte kurz, blickte mich amüsiert an und fragte wieso ich zu ihm kommen würde.

„Weil draußen anscheinend keiner dafür zuständig oder befähigt ist“ antwortete ich wahrheitsgemäß.

Der nette Herr Geschäftsführer nickte nur, fragte ob er auch die Uhrzeit eintragen solle (was ich verneinte, ging es ja schließlich um meine Stundenzahl) und ich konnte die Örtlichkeit mit einer weiteren erfolgreich absolvierten Anlieferung verlassen.

Dieses Namensschild war nützlich. Auch deswegen, weil am nächsten Tag, als ich ein weiteres Paket für diese Firma abliefern musste, ca. 15 Leute Spalier standen und mich hektisch fragten, wo sie denn abzeichnen müssen.

Kommen wir zurück zu unserem Brummifahrer Alois B. Kloppt.

Alois führt also ein Leben auf der Strasse. Und auf der Strasse unterhält man sich nicht sehr oft mit anderen jedenfalls nicht persönlich. Also von Angesicht zu Angesicht. Da ist es verständlich, dass Alois den Menschen seinen Namen zumindest mitteilen will. Auf dem Rastplatz kann das hilfreich sein, wenn man der Dame am Telefon seinen Namen genannt hat für das Stelldichein (mir ist leider nichts Genaues über diese Vorgänge bekannt…ehrlich.).

Auch hier hat ein Namensschild seinen Nutzen. Meist werden ja nur die „Spitznamen“ der CB funkenden Trucker in Blech gestanzt und auf die Fahrerseite an die Scheibe gepappt.

Ein philosophisch äußerst interessanter Vertreter dieser fahrenden Zunft wählte übrigens als Schildaufdruck die Buchstabenfolge I-C- H.

Was sich mir aber völligste verschließt ist, warum jeder wissen soll, dass diese rote gummibereifte Kasparbude die in 300 m Entfernung die linke Spur wieder mit waghalsigen Überholmanövern im 90kmh Bereich absolvierend blockiert, von Uschi gelenkt wird.

Ich will nicht wissen, wie diese Frau heißt. Genauso wenig würde ich es wissen wollen, dass Marie-Leonie-Max-Felix (die Top 4 der deutschen Babynamencharts) mitfahren. Es sei denn mein sexuelles Augenmerk fällt auf Kleinkinder. Dann wäre diese Information bestimmt interessant für mich. Wenn dann noch ein Namensfetisch dazu käme.

Den Namen meiner Tochter haben nur Leute zu erfahren, die ihn sich auch merken sollen. Was interessiert es Frau Müller aus Berchtesgaden (oder hat es sie zu interessieren), wie meine Tochter heißt. Reicht schon, dass diese Goldene Blatt und Bunte Abonnentinnen jedes Mal in Verzückung ausbrechen wenn ich mit dem Kinderwagen in der Schlange vom Supermarkt stehe. Mittlerweile rutscht mir schon jedes Mal ein „einmal gucken-50 Cent“ heraus.

Ich wünsche mir einen Namensausblender für die Windschutzscheibe. Für alles gibt es mittlerweile Geh-Hilfen im Automobilbereich. Obwohl - selbst mit Parkpilot schaffen es einige noch den Begrenzungspfosten beim Einparken zu rammen. Die dürfen auch meist neben den Behindertenparkplätzen parken. Ich fände das ja diskriminierend, wenn ich eigene Parkplätze im Parkhaus hätte, aber diese direkt neben den Behindertenparkplätzen ausgewiesen sind und die gleichen Abmessung aufweisen. Ein schlechter Mensch, der schelmisch dabei grinst. Ernsthaft.

Ich habe nur ein Nervenleiden, deswegen zucken meine Mundwinkel immer nach oben dabei.

Warum nicht also auch für Namenschilder?

Ich werde mir auf jeden Fall angewöhnen nicht auch noch einen Blick auf den Fahrersitz zu werfen, wenn das Namenschild schon schrecklich war (immerhin sind die Dinger EU-formgerecht mit D Kennzeichnung und in der vorgeschriebenen Schriftart) und mir durch die Heckscheibe schon Millionen von Plüschtieren entgegen schreien, dass ich bitte hinten rein fahren und Feuer legen soll, weil sie es nicht ertragen.

Denn meist wäre dies so etwas der Handkantenschlag bei einem angeschossenen Wildkaninchen, wie er für Treiber vorgeschrieben ist, so sie denn eins finden. Diese tragen zumindest keine Namenschilder.

Schönen Abend

Gemaux

Keine Kommentare: