03.09.2007

Menschenblog

Busfahrer

Meine erste Begegnung mit einem Busfahrer fnd zum Erscheinen des Dschungelbuches ( bzw. spielte ein Kino in meiner Heimatstadt den Film damals zum 10 Jährigen Jubiläum) in deutschen Kinos statt. Ich war damals noch zarte *räusper*..also unter 10 und durfte mit einem Freund zusammen das erste Mal alleine mit dem Bus nach Hause fahren. Sozusagen als Abenteuer to go. Heutzutage eine Lachnummer, aber damals gab es weder Handys noch sonst etwas.

Beim Verlassen des Kinos gab es für alle, die den Film gesehen hatten, ein Panini Album und drei Pakete Bildchen gratis. Mein Kumpel war schneller als ich und ging schon mal langsam zum Bus vor. Bei mir dauerte es etwas also musste ich mich beeilen um den Bus, in dem mein damaliger Kumpel (die dumme Sau) schon saß, noch zu erwischen.

Nun war ich ja damals noch kleiner, netter, unscheinbarer als heute und so hat mich der Busfahrer wahrscheinlich einfach nur nicht bemerkt, als ich außer Atem an die Tür klopfte.

Ich nahm dann den Bus, der die gleiche Nummer hatte- nur halt auf der anderen Straßenseite stand -und löste mit dem letzten Rest Geld eine Fahrkarte. So wie es geplant war.

An der Endhaltestelle irgendwo im Nirgendwo stand dann ein schluchzender kleiner Junge ohne Kohle in der Tasche für die Rückfahrt.

Gott sei Dank war eine ältere Frau so nett und schenkte mir die nötigen 1,10 DM, nachdem ich mein Problem mit der kindlichen Situationstheatralik und unter völliger Auflösung schilderte bekam sie Mitleid. Vom Busfahrer, den ich anscheinend in seiner Pause gestört hatte, weil die Tür nicht auf ging, bekam ich einen Kaugummi. Nettes Arschloch. Damit ich aufhörte Fragen zu stellen. Hoffentlich hat ihn ein Kollege überfahren.

Das war das erste einschneidende Erlebnis mit dem ÖPNV und schon damals kam mir der Verdacht, dass diese Beziehung keine gute Basis entwickelte.

Von da an vermied ich jeden Kontakt mit dem ÖPNV. Bis zu meiner ersten Ausbildung. Mein Ausbildungsbetrieb befand sich genau am entgegengesetzten Ende der Stadt. Manchmal stieg ich aus purer Boshaftigkeit an der ersten Haltestelle schon ein. Diese paar Minuten Fußweg waren mir das hektische Gesicht des Busfahrers wert. Und weil die Kontrolleure erst um 8 anscheinend anfingen, musste er mich immer im Auge behalten.

Grundsätzlich hatte ich das Gefühl, dass die Busfahrer mein Gesicht in ihren Taschen kleben hatten. Wenn ich mal morgens etwas später losging zur Haltestelle und der Bus schon ankam als ich noch hechelnd rannte konnte ich ihn förmlich auf seinem zugefurztem Sitz mit hämischem Grinsen abzählen hören…21,22,23,….zu spääääääääääääääääääääääääät. Die Türen schlossen sich vor meienr Nase, der Bus fuhr los und ich konnte mich seelisch schon wieder auf Nackenschläge einstellen, weil ich nun 15 Minuten zu spät kommen würde. Und das meine ich nicht metaphorisch.

Oder aber ich erreichte den Bus noch gerade rechtzeitig und bevor ich mich setzen konnte, sang der Busfahrer innerlich die Hymne aller Busfahrer wenn sie bremsen “Ich trete durch bis unten hin und er macht Bummsfalleraaaa!!“

Meine Rache war jedes Mal fürchterlich. Ich revanchierte mich bei den Kollegen des morgenlichen Sozialversagers, indem ich mich im Sommer in voller Arbeitsmontur und mit der mich umschließenden Geruchskugel von Schweiss, Insektenvertreibungsmittel und eventuell völlig unbeabsichtigt eingetretenem Wildschweinkot unter meinen Arbeitsschuhen in unmittelbarer Nähe des Fahrers. Also nach vorne.

Im Winter kam dann anstatt des Insektenmittels dann Zweitaktersprit, Kettenöl und Harzgeruch dazu. Und wenn Saison war, baumelte auch mal ein Wildkaninchen von meinem Rucksack, das ich unserem Förster abgekauft hatte. Die 6 Mark war mir der Spaß immer wert. Natürlich auch völlig unbeabsichtigt. Die Höchststrafe vollzog ich, wenn ich laut die Texte aus meinem Walkman mitsang. Und das war nicht so gut gesungen wie damals der Colawerbespot.

Ein positiver Nebeneffekt war, dass ich immer einen Sitzplatz hatte. Meistens sogar eine ganze Sitzreihe. Ob das auch damit zusammenhing, dass meine Axt ihren Stiel herausschauen ließ, werde ich heute nicht mehr erfahren.

Wenn ich so darüber nachdenke, hab ich früher eine ganze Menge geschleppt. Also dafür, dass ich mich heute schon über das Gewicht eines Notebooks beklage….

Wie dem auch sei.

Meine Theorie zu Busfahrern besagt folgendes:

Diese Menschen wollen nicht freundlich sein. Hilfsbereit schon gar nicht. Die öffentlichen Verkehrsbetriebe sind total resistent gegen den Dienstleistungsgedanken. Und genau solche Menschen landen dort irgendwann mit dem Personenbeförderungsschein.

Peter aus der Discofox-Abteilung mit Goldpantherkettchen und SolariumAbo.

Busfahrer fahren wie die Henker. Klar, mit 20T unter dem breit gesessenen und mit einer mausgrauen Uniformhose ummantelten Hintern, kann man schon mal den Max machen. Und sich darüber aufregen, dass jemand zur Ausübung seiner Pflicht für 5 Minuten ungefähr 20 cm der Bushaltestelle beansprucht. Oder es wagt abzubiegen.

Gut, ist ja auch eine stupide Tätigkeit die sie ausführen. Was will man da erwarten?

Pathos wie die richtigen Fahrer ..also die Brummifahrer? Ich bitte sie. Schauen sie sich die Gas und Brems-Zombies doch mal an. Keiner von denen ist mit den Gedanken bei der Sache. Entweder sind sie genervt, weil sie nicht ran durften oder ran mussten. Hauptsache genervt.

Wer sein Leben auf einer Schiene ohne Schienen und mit maximal 50kmh fristet, ist zu bemitleiden.

Gut, die anderen Busfahrer auf Langstrecke sind auch nicht besser. Oder hatten sie auf irgendeiner Klassenfahrt einen lässigen Busfahrer? Man kann ja froh sein, wenn die heutzutage schon halbwegs wach sind. Mir fällt bei näherer Überlegung noch eine Menge mehr ein. Über Zugbegleiter zum Beispiel….. Schlecht für mein Herz.

Solange ich es bezahlen kann (und ich werde alles dafür tun, dass es so bleibt) werde ich ein Anhänger des Individualverkehrs bleiben. Schön meine eigene laute Musik hören und dann losfahren, wenn ich das will! Und wenn es halt nur 5m zum Aufschließen auf den Vordermann im Stau sind!

Widerstehend

Gemaux

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